Horst Krzbrg ist Geschichte.
Nach einem langen und ermüdenden Kampf gegen die Windmühlenflügel des Geldes verpasste man ihm den Gnadenschuss.
Man könnte hier jetzt Säulenheilige der Schuldzuweisung suchen, in etwa Gentrifizierung und vielleicht auch die Finanzkrise – aber das wäre natürlich Unsinn.
Wie im Fußball gilt auch in der Welt der Clubs, das derjenige das Spiel verliert, der keine Tore schießt.
Mutmaßungen, woran es denn nun gelegen haben könnte, gibt es sicher viele. Uns gefällt unter anderem die hier: Das Kernkonzept von Horst Krzbrg, nur erstklassige Musik und einen optimalen Sound mit einer enorm angenehmen Mannschaft hinter der Bar, die schnell und effektiv eine etwas breiter aufgestellte Karte umsetzt, zu präsentieren und auf sonstiges Entertainment zu verzichten, ist wohl ganz offensichtlich überholt.
Die plötzliche Abreise ganzer Kolonien von Expats, die dann durch neue ersetzt wurden, hat das Stammpublikum dezimiert und vielleicht ist heute eine Generation am Start, für die Musik einfach nicht mehr die dominierende Rolle im Ausgehverhalten spielt, sondern eben darüber hinausgehendes Entertainment.
In diesem Bewusstsein haben wir jüngst die Bar in eine solche verwandelt und dafür genauso viele Bounties bekommen, wie sonst „nur“ für Programm und Sound.
Tatsächlich hat auch der Berliner, den wir in den letzten Monaten so selten wie den Elch oder den Brandenburgischen Wolf gesehen haben, den Club wieder für sich entdeckt und plötzlich konnten wir die enorm interessanten Anfragen gar nicht mehr unterbringen und schauten nach Monaten des Selbstzweifels in eine schöne Zukunft. Nach einer Phase aus Blut, Schweiß und Tränen spürten wir wieder die berühmte horstige Leichtigkeit.
Leider mochte sich der Besitzer der Immobilie diesem Gedanken nicht anschließen.
Es folgte ein Ende mit Schrecken – nicht nur für die Betreiber des Clubs, sondern auch für die Mitarbeiter und Freunde, unter anderem Sam Shackleton, der in den Tiefen unseres Kellers sein Studio hatte. Die ganze Trauer, das Mitgefühl und das Bedürfnis abwechselnd gemeinsam zu weinen und in den nächsten zehn Minuten beim Abbau des Ladens wieder zu lachen, die Energie und Solidarität unserer Mitarbeiter und Freunde und charismatische Entschlossenheit, das Ende gemeinsam durchzustehen haben uns tief bewegt.
Am Mittwochmorgen um 08.00 Uhr fiel die Tür ein letztes Mal ins Schloss und zwischen gefühlten 1.000 Umzugskartons und der komplett auseinander genommenen Infrastruktur im Exilquartier (hier ein lautes Hurra auf die Solidarität in der Berliner Clubbetreiberwelt) begossen wir das Ende von Horst Krzbrg am Tempelhofer Ufer 1.
Ein Danke und ein Zungenkuss an unsere Mitarbeiter Andruschka, Anne, Catharina, Christian, David, Dobbi, Erik, Gabriel, Gerald, Felix, Jan, Jan, Joe, Josi, Jule, Karo, Khai, Levin, Maike, Marcel, Maze, Michi, Miriam, Murat, Natalie, Nina, Ole, Patricia, Patrick, Pätrick, Robin, Rupert, Sasha, Sin-U, Sven, Thilo, Thomas, Thorsten, Tomek, Viki, Vio und Wladi.
Jede Umarmung, jede gemeinsam mit Euch verbrachte Nacht, die ganzen Gespräche und Freundlichkeiten, die emotionalen Ausbrüche, die kleinen täglichen Katastrophen, die daraus entstandenen schönen Freundschaften und unsere großartigen Ausflüge ins ://about blank allein war die Sache wert.
Wir werden erst einmal ausschlafen, das verwahrloste Private wieder zum Leben erwecken und endlich auch einmal unsere Freunde und Kollegen ganz privat treffen und mal nicht über das einzige Thema der letzten vier Jahren reden.
Die Welt hat sich in den letzten vier Jahren ziemlich weit weitergedreht. Four more years an einem anderen Ort wird es also so einfch nicht geben aber wir hoffen, das schönste, klügste und beste Team der Welt in unserer Nähe halten zu können, denn wir hier wollen Euch nicht aus den Augen verlieren.