OBJEKT
WILL BANKHEAD
CHRISTEENE LIVE
LAST MAGPIE
JOHN KNIGHT
Äußerst stromlinienförmig zum Titel des Festivals „Foreign Affairs“ passt das plötzliche Auftauchen des im Februar dieses Jahres plötzlich geschlossenen Clubs Horst Krzbrg in der sonst eher als Anwalts- statt Partymeile bekannten Umgebung des Fasanenplatzes.
Das Haus der Berliner Festspiele hat die Zeichen der Zeit erkannt und öffnet die Bühne des Hauses als Dancefloor: Theater als Party oder besser Party als Theater. Ort des Geschehens ist daher direkt die Bühne des Hauses, die in Horst’scher Manier äußerst sparsam aber sehr effektiv belasert wird. Der DJ steht leicht erhöht in der Mitte des Geschehens statt an der Peripherie.
Die elektronische Musik der Gegenwart bricht ebenso aus dem Clubgefängnis aus wie bei Foreign Affairs das Theater aus dem physikalischen Kastenformat und wird mit offenen Armen im Berlin Haus für Hochkultur empfangen.
Was heute noch in anderen Kulturtempeln Westberlins noch mit Achselzucken wahrgenommen wird, ist nicht weniger als das Ende der kulturpolitischen Dogmatisierung des Zuschauers: Es gibt keinen Homo Theatericus und keinen Homo Clubicus, Musik als Träger von Ideen hat das Schmuddelkino der Unterhaltung verlassen und rückt den Zuschauer als Akteur ins Zentrum des Geschehens.
Horst Krzbrg in der Diaspora bringt aus dem Kreise der Horst-Familie das gewohnte Qualitätsbooking an den Start:
TJ Hertz a.k.a. Objekt, der große Unprätentiöse, verbindet mit hochprofessioneller Leichtigkeit für immer moderne Tracks aus den letzten 20 Jahren elektronischer Musikgeschichte mit musikalischen Trüffeln der Gegenwart in atemberaubender Genialität. Eine der wenigen Gelegenheiten, Objekt in Berlin performen zu sehen, denn Objekt ist DJ aus purer Leidenschaft und muss nicht jedes Dorffest bespielen.
Seit mehr als zwei Jahren versuchte Horst Krzbrg, Will Bankhead nach Berlin zu bekommen. Wills Blog The Trilogy Tapes ist eine wahre Fundgrube für außergewöhnlich gute Musik und Grafik von der Insel aber auch von anderswo. Bankhead ist aber nicht nur eine Kultfigur für Musiknerds, er ist auch ein viel beachteter Grafikdesigner, dessen Coverarbeiten – z.B. für Actress – nicht selten den Weg aus dem Plattenkoffer an die Wände von Sammlern fanden. Daher widmete Resident Advisor dem Kreativen eine Ausstellung seiner Coverarbeiten anlässlich einer Tour, die die Veranstaltungen des Veranstaltungsguides begleitete. Die englische Musikjournallie begann sich aber erst so richtig für ihn zu interessieren, als Joy Orbison mit ihm das Label Hinge Finger gründete.
Aus den Endlospool der englischen Nachwuchstalente hat Horst Krzbrg Last Magpie herausgefischt. Der hat ganz offenbar Garage und UK Bass mit der Muttermilch aufgesogen und offenbarte mit seiner zweiten Release auf Hypercolour sein angenehm undystopisches aber düsteres UK-Garage-Ego, weshalb wir ihm hier schon ein Flugticket gekauft haben, bevor er überhaupt gebucht war, denn wir wollen ihn unbedingt in Berlin haben.
Christeene passt musikalisch in dieses Ensemble in etwa wie Horst Krzbrg nach Wilmersdorf: Offensichtlich eine vergessene Zwillingsschwester von Genesis P-Orridge mit Transgenderpunk-Attitüde, rabiat-verfummelt und rücksichtlos schmutzig aber mit einem großen Herz für den modernen Beat. Trans-Grime könnte man das nennen. Weniger Aufgeschlossene sollten einen starken Gürtel um die Hose machen, denn bei Christeene geht es auch mal an die Wäsche.
Last but not least John Knight, guter Freund von Will Bankhead und klasse DJ-Kollege.
Berliner Festspiele
Schaperstraße 24, 10719 Berlin