Hier kommt die Jahresbilanz zur Berliner Clubszene. Wie in den vorangegangenen Jahren auch, halten sich Club Openings und Closings die Waage. Es ist sogar ein leichtes Plus zu verzeichnen. Oft gleicht die Situation der einer Mietwohnung. Ein Club zieht aus. Ein anderer zieht ein.
CLUB OPENINGS 2015
Mensch Meier (im Gewerbegebiet Storkower Strasse)
Maze (im ehemaligen Bang Bang Club)
WEYDE³ (in Oberschöneweide)
Phono Club (in der Pappelallee)
Weißer Hase (im ehemaligen RAW Club)
Jonny Knüppel (hinterm Chalet die Straße rein)
Praegewerk (in der Alten Münze)
Magdalena am Ufer
Anomalie (Storkower 123)
Neu West Berlin (in der Yorkstraße)
VOID Club (im ehemaligen Subland)
PBHF Club (im ehemaligen Fritz)
K:PAX (ein einziges Hin und Her…)
Musik und Frieden (im ehemaligen Magnet Club)
Bricks (im ehemaligen Asphalt)
Funkhaus (nalepastrasse)
Columbia Theater (Tempelhof)
CLUB CLOSINGS 2015
Subland
Magnet
Rampe
VEB Club
Spirograph
Neu West Berlin
Stattbad
Neue Heimat
Bang Bang Club
Fritz
K:PAX
Asphalt
Ob die Fiese Remise zu bleiben muss, ist auch nicht ganz raus, vom Stadtplanungsamt kommen wohl „Verhalten positive Signale“ also lass ich das mal als Closing außen vor. Die Ipse hat sich auch wieder gefangen, nur das Jonny Knüppel schaffte nicht so richtig den Start, gibt dann aber wohl an Silvester richtig Gas. Das Mensch Meier zeigt auf beeindruckende Weise, dass es auch ohne Facebook geht. Das Berghain ist zum Clickbait Keyword für Journalisten verkommen. Wir durften dank des Stattbads erfahren, dass Musikspielstätten sich so lange an Standorten ohne Überprüfung halten können, weil die Alterstruktur der Beamten einfach nicht den Öffnungszeiten der Läden entspricht. Herr MüllerMeierSchmidt geht wohl direkt nach Blasentee und Tagesschau ab ins Bett.
Die Hoppetosse erlebte ein ziemliches Revival, oder sehe ich da was falsch? Und war eigentlich irgendwer bei der Berlin Music Week im Berliner Postbahnhof? Die Pop Kultur schaffte, was in den vorigen Jahren keinem Festival gegönnt war, das Berghain ins Boot zu holen. Inwiefern das an der Förderung lag, keine Ahnung. Fakt ist, seitdem gibt’s diverse Fotos aus dem Inneren des Kastens. Secrets Festival und Looolapalooza dürfen sich die Ehre als Shit Storm Könige de luxe teilen, wobei Secrets noch weiter vorne liegt. Ein bißchen Garbicz Flair, eine Prise Food Culture und älteres zahlungskräftiges Publikum statt der üblichen HOLI Kids sollte es sein. So wurde auf der Secrets Facebook Page zu Beginn auch jeder Kommentar, der HOLI und SECRETS in Verbindung brachte, sofort gelöscht. Die Macher planen übrigens einen zweiten Versuch 2016 und zwar im Kiekebusch.
Das CLUBKATASTER wurde im Sommer 2015 gelauncht. Es soll in erster Linie dazu dienen, bei Bauvorhaben und -planungen die Interessen der Involvierten besser berücksichtigen zu können, und bestehenden Clubs Bestandschutz zu ermöglichen. Ein fettes Danke hier an Lutz Leichsenring für die Anfrage zur Mitarbeit. Hat wirklich Spaß gemacht und viele verschüttete Erinnerungen an Clubs reaktiviert. Ich glaube, entgegen sonstigen Berliner Projekten, waren die drei Monate bis zur Fertigstellung echt fix.
Dimitri Hegemann, Cheffe des Tesor Clubs, wollte die Musikszene Detroits wiederbeleben. Ob der Tresor Chef hier mal nur das Starthilfe Kabel in einer Location anlegen muss, um eine neue Underground Szene auf Touren zu bringen, wage ich zu bezweifeln, und das, obwohl ich gar nicht zweifeln will. Detroit ist komplett am Arsch. Berlin war und ist eine gepamperte City, die mit der Hauptstadt Unterstützung Riesen Vorteile hat, die sich nicht übertragen lassen. Ich bin aber sehr gespannt, was 2016 noch passieren wird.
Die Loveparade war 2015 zurück. Nein, natürlich war die Demo namens Zug der Liebe weit vom Kommerzwahn der Schaller Parade entfernt. Die Demo zog mit ca. 50.000 gut gelaunten Menschen durch Berlins Straßen, und schaffte es, ohne jede Werbung und Sponsoren, ein deutliches Zeichen gegen Pegida und für Flüchtlinge zu setzen. Es gab erstaunlich wenig Neid äh Kritik, dafür viel Lob und manchmal auch sehr schräge Chats wie diesen HIER. Auf alle Fälle möchte ich anmerken: Herr Hüttmann, als du mit der Idee vor zwei Jahren zu mir kamst, hab ich noch gelacht. Als ich dann am 25. Juli mit Harald Höppner von Seawatch sprechen konnte, als alle Wagen die Musik anschalteten, als später das gute Feedback auf Social Media und in der Presse erschien, war das ein sehr sehr geiles Gefühl! (Aber die nächste Route darf nur halb so lang sein.)
Das RAW Gelände gelangte wegen einiger Überfälle und Angriffe zu trauriger Berühmtheit. Während die Politik sinnlos aktivistisch Büsche Tod und Lampen Aufbau forderte, gab die Polizei gab Tipps für Nachtschwärmer heraus:
„Lasst Wertsachen, die Ihr nicht dringend braucht, zu Hause. Wenn Ihr merkt, dass sich Euch jemand nähert, der nicht zu Euch gehört und sich auffällig verhält, geht auf Distanz oder fragt Eure Leute laut, ob jemand den Typen kennt. Wenn Ihr merkt, dass Euch jemand etwas wegnimmt, dann stellt Euren Kumpels gegenüber laut und eindeutig dar, was da gerade passiert und ruft am besten: “Hey STOPP, lass mich los, das sind meine Sachen!“ Versucht Straftaten nicht gewaltsam zu verhindern indem Ihr die Sachen festhaltet oder den Täter direkt gewaltsam davon abhaltet. Unternehmt nichts, was den Täter reizen könnte. Versucht so schnell wie möglich aus der Situation herauszukommen, haut ab! Alarmiert uns so schnell Ihr könnt.“
UNwort des Jahres: Foodart bzw. Streetfood. Am besten noch kombiniert mit Art und das alles gleich als Festival. Ich kann es nicht mehr hören! Wenn es einen 2015 einen Berliner Hype gab, dann diesen, nämlich Essen zu einer Ersatzreligion zu erheben. Scheiß auf deinen dämlichen IngwerKobeRindDijonSenf Burger im BioButtermilchSesamBrötchen!
Der Generalunternehmer der Mall of Berlin meldete irgendwann 2015 Insolvenz. Die Clubcommission Berlin e.V. reichte daraufhin ein Kaufangebot von einen in Berlin in der Vergangenheit oft handelsüblichen Preis von 1,00 Euro ein. Argumentation: Vor dem Hintergrund der Planungen zur Streckenführung der A100 sind Clubs wie Else, Wilde Renate, Sisyphos, Magdalena oder About Blank akut gefährdet. Diese Kult- Kulturstätten könnten u.a. in der Hall of Berlin ein neues zuhause finden.
Superfunny war die Idee von Jäckie. „Verpachte Wasser-Grundstück an der Spree im Herzen von Berlin für 35.000 Euro“, hieß es in der Ebay Klein Anzeige. Jäcki wies in seiner Anzeige auf den „ungemeinen atraktionsfaktor“ des zentral gelegenen Wasser-Grundstücks hin, und liess wissen, dass die Stadt heute „keine Genehmigungen dieser Art mehr erteilen“ würde. War zwar nur nen PR Gag, aber ging dermaßen viral ab… Im Dezember wurde dann die Normal Bar in Neukölln wirklich auf Ebay Kleinanzeigen angeboten.
2015 war auch das Jahr des Knatsches zwischen Kollektiven. Erst ging es auf dem Klunkerkranich heiß her, dann zog der Ke//er nach und zerstritt sich. Warum Wieso Weshalb… dazu will ich erst gar nichts sagen.
Der Bund scheiterte mit geplantem Verkauf des Dragoner-Areals. Der Kampf um das Dragoner-Areal ging ja gerade auch wegen des dort beheimateten Gretchen Clubs durch die sozialen Netzwerke. Wie die Berliner Zeitung schrieb, hatte der Finanzausschuss des Bundesrats den Verkauf an einen privaten Investor abgelehnt.
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