Album: HIDEAWAY Release: 11.11.2016
“THE WORLD’S NOT WHAT IT USED TO BE, BUT NEITHER ARE WE”
Im Spätsommer 2007 trafen sich drei junge Männer, aus drei verschiedenen Ländern im Zwielicht des Berliner Techno Mekkas Berghain und hatten eine Idee. Sie wollten maschinelle Musik mit menschlicher Seele machen – Gitarren als Synthesizer und Synthesizer als Gitarren verwenden, sowie ihre Meinung, dass Musik die Füße aber auch gleichzeitig die Gedanken bewegen kann, in die Welt schreien. Aus dieser Idee entstanden I Heart Sharks. 9 Jahre später sind die drei Jungs – Pierre Bee (Vocals), Simon Wangemann (Gitarre) und Martin Wolf (Drums) – nun zu viert und werden durch Bassist Craig Miller vervollständigt. Zwei Engländer, ein New Yorker und ein Deutscher. Vieles hat sich verändert seit den Proben in den nasskalten Ost-Berliner Kellern und langen Nächten in Clubs. Die Welt ist definitiv bereit für eine weitere Dosis von I Heart Sharks‘ zynischen Optimismus, den Traum von einem Trans-Europäischen Express in einer Post-Brexit Welt am Leben zu erhalten. Davon abgesehen sind sie nicht die einzigen Briten die Schutz und Inspiration in Berlin gefunden haben – von Bowie über Breton, von Brian Eno über…, ich glaube ihr habt verstanden – die Stadt scheint ein Spielplatz für Erwachsene zu sein. Mit einem Platz für die Realitätsflucht von I Heart Sharks.
“THIS IS OUR HOUSE. LET’S MAKE IT A HOME”
I Heart Sharks kamen von unten und begannen in Geheimverstecken und Treppenhäusern von Clubs zu spielen. Sie ersetzten auf Hauspartys den DJ, sahen wie die winzig kleinen Venues um sie herum immer größer wurden und supporteten auf ihrem Weg Bands wie Friendly Fires und Kraftklub. Von Berlin bis hin zum Melt, vom Dockville bis hin zum Southside, vom Europavox bis hin zum Eurosonic, spielten sie jedes erdenkliche Festival in Deutschland und Europas. „Die Leute denken manchmal, dass wir nur so tun als wären wir Engländer, weil wir jede winzig kleine Stadt Deutschlands kennen“ Warum? „Es kann gut möglich sein, dass wir dort gespielt haben“. Große Bühne, kleine Bühne, keine Bühne.
2011 veröffentlichten I Heart Sharks ihr Debutalbum „Summer“, eine Sammlung von nostalgischen Songs, die ihre Jahre auf Tour klanglich zusammenfassen. Das Album wurde von Fans finanziert, die Erinnerungsstücke wie Lyric Sheets und Tickets bis hin zu Secret Gigs erstanden, zum Projekt beitrugen. Ihr zweites Album wurde 2014 mit Hilfe von Hurts- Produzent Joseph Cross auf Island Records veröffentlicht. Aufgenommen zwischen Manchester und den ursprünglichen GDR Radio Hauptsitzen in Ost-Berlin war es ihr erster Ausflug zu einem Major Label und einer der mehr Reichweite als je zuvor bedeuteten sollte. Jedoch war dies nicht der Fall; Die Band vermisste die Freiheit vergangener Zeiten und zog weiter.
2016 dann die Rückkehr zu ihren Wurzeln – Zurück zum Indie Label AdP Records und dem DIY Konzept – ein Atemzug frischer Luft – raus aus dem Studio und rein in den Proberaum. Die „Hey Kid“ EP erschien im Januar, gefolgt von einer ausverkauften Tour im Frühling. Nun wird am 11. November ihre dritte LP „Hideaway“ veröffentlicht. Das eigens produzierte Album ist eine sonnendurchflutete, mit Synth-Elementen durchtränkte Kollektion von Gitarrentracks – irgendwo zwischen Surf-Pop und düsterem Electro, zwischen Kalifornien und Berlin, zwischen Nostalgie und Tagträumen.
“WE WANT TO WAKE UP IN A CITY WITH AIR YOU CAN KISS”
Das Album beginnt mit dem Titeltrack “Hideaway”. Mit dem Urban Musiker Sway Clarke zusammen erdacht, glitzert der Song voller Hoffnung heraus, aus einem düsteren Platz. Es folgt „Walls“, ein typischer I Heart Sharks Song, inklusive eines melancholischen Synthesizers, der ein Tanzmuster spielt, das mit scharfen Gitarren und einer klaren Gesangshook lockt. Zeitweise scheint der verspielte Surf-Pop Sound bei Liedern wie „The Water“ und „Friends“ durch, und trägt Echos mit Parallelen zu den 50zigern – eine helle Zukunft gepaart mit Angst. „Lost Forever“ und „Walk At Night“ offenbaren einen Hang zum Songwriter Style von The Cure und zeigen Wangemanns üppige Gitarren im Mittelpunkt. Das Album schließt ab mit dem krautrockigen „We Used To Talk“ und dem intimen „Easy“. Über das komplette Album hinweg kann man hinter den Maschinen und Computern immer noch die Band hören.
Es fühlt sich viel weniger nach einem dritten Album als vielmehr nach einem Debut an: Waghalsig, selbstsicher und zeitweise charmant naiv. Mehr Gitarren, mehr Live Drums, mehr Realität. I Heart Sharks wollen über die Generation Y reden, der die Welt versprochen wurde und doch nur leere Worte erhielt. Passed das Cover – auf dem sich die gesichtslose Baby- Boom Generation im Pool amüsiert. Es gibt eine Kehrseite zu der optimistischen Message der Songs.
Veränderung ist unvermeidbar – Ein Versuch diese zu stoppen kommt dem Versuch nahe, die Welt vom Rotieren abzuhalten. Musik hat sich verändert seitdem I Heart Sharks 2007 in einem Ost-Berliner Keller begannen Songs zu schreiben und genauso haben auch sie sich verändert. Oder um es mit ihren Worten zu sagen: “The world’s not what it used to be, but neither are we.”