Achja, das RAW…Hab ne weile überlegt ob ich dazu was schreiben soll oder nicht. Das Thema polarisiert ja ganz schön, und ich kann mich da selber nicht ganz rausnehmen. Irgendwie ist es mir ein kleines Bedürfnis mal meine Erfahrungen und erinnerungen aufzuschreiben. Tut mir leid aber kurzhalten geht da nicht. :)
Ich bin ja nu schon ein paar Jahre ziemlich mit dem RAW gelände verbandelt. 19 um genau zu sein. Als ich meinen Fuß das erste mal auf das Gelände gesetzt habe war es 1996. Ich weiß nicht mehr genau ob es für die Hirschbar war, oder bei Wolle’s party im ehemaligen Kultursaal, heute Astra.
Irgendwann (mitte ’99) kam dann dieses „RAW Tempel E.V“ ding auf, und schwupps saß ich auf der Gründungsversammlung. Ein paar wochen später konnten wir dann unsere „Projekträume“ im RAW beziehen. Trotz aller widrigkeiten (Generatorstrom vom 16-19 Uhr, Jahrelang Dixi-Klos aufm Hof, Kabelbrände, Verschimmeltes Geschirr, undichte Allesbrenner und Dächer) waren wir froh, endlich einen persöhnlichen Freiraum zu haben. Hinter der Mauer war die Welt wie wir sie uns machten, Realität war ausserhalb. Das war lange Zeit so. Ein bisschen wie die Aufbruchsstimmung nachm Mauerfall. Aber nur ein bisschen.
Im laufe der Zeit wurde der Platz attraktiver. Die Skatehalle, und die Cassio kamen auf den Platz. Wir selber fingen an Veranstaltungen zu machen, der Platz wurde belebter. Dann kam das Suicide, das Mikz, das Astra, die Drogendealer, die neuen Besitzer.
Der Verein, der immer noch die 4 Häuser an der Mauer bespielte, zerfleischte sich innerlich. Unterschiedliche Ansichten darüber wohin sich der Verein entwickeln sollte, und vor allen dingen unterschiedliche Ideen wie sich das finanzieren sollte, führten dazu das der Verein de facto eine ganze Zeit lang Handlungsunfähig war. Die ganzen Querelen haben dann auch dazu geführt das ich mich selber aus dem Verein rausgezogen habe. Das geschah aber wohl in beiderseitigem Einverständnis…:)
Von dem ganzen Stress mit der Stenzer-Halle möcht ich jetzt garnicht anfangen…
Den Platz habe ich aber nie verlassen. Die DIenstagswelt und die Freundschaft zur Cassio haben dafür gesorgt das ich eigentlich nie wirklich vom Platz weggekommen bin, und immer mitbekommen habe was da so läuft…
Die Debatten die jetzt grade losgehen, bzw. schon laufen bzgl. der Neuen Heimat, den Drogendealern, der Gewalt, der Lautstärke, den Touris, diese Debatte ist eigentlich schon mindestens 10 Jahre alt. 2006 konnte man im Lonely Planet (ich glaub da war’s) lesen das man am RAW 1A Dope kaufen kann. 2009 geriet ich zwischen zwei konkurrierende Gruppen, und wurde mit ner Knarre bedroht.
Touris gehen mir auch mindestens seit dieser Zeit auf den Sack, füllen aber andererseits auch meinen Kühlschrank und bezahlen meine Miete. Das dürfte allen so gehen die im VA-Bereich arbeiten.
Ich weiß noch wie ich mit Franko auf der Rampe saß und wir darüber geredet haben „wie das alles mal zusammenbrechen wird“.
Jetzt scheint das wohl langsam soweit zu sein, ach was, es ist mitten drin. Die Gewalt nimmt zu, und macht einen immer sprachloser, die Clubs, die bisher einigermaßen friedlich beieinander existiert haben, fangen an sich zu behacken, die Touris liegen vollgekotzt in der Ecke. Die Menschen die drumherum leben haben kein Bock mehr (was ich verstehen kann).
Hmm. manchmal geht mir das auf’n Sack Prophet zu sein…:)
Oder ist das eine ganz normale Entwicklung?
War das überhaupt aufzuhalten? Haben wir als Clubbetreiber/Nutzer des Geländes was falsch gemacht?
Ich weiß es nicht, würde die Frage aber mal ernsthaft in den Raum stellen.
Was mir bleibt sind die vielen Erinnerungen und Momente die ich auf dem Platz gehabt habe.
Ich habe gelernt wie man nen Ofen anschließt, ne Wurzel aus nem Wasserrohr entfernt Feuer löscht, nen Hausdach Schneefrei macht, habe die Mutter meiner Kinder kennengelernt, habe Lagerfeuer, Musiksessions, Konzerte, Parties, Essen, Fußböden gemacht. Bin Trekker, Stapler, Hanomag gefahren.
Keine Ahnung wo ich jetzt wär, wenns das RAW nicht gegeben hätte, und ob’s da besser wär.
Ich bin ganz zufrieden…