Wäre alles nach Plan gelaufen – dieser Text hier würde dich nicht die Bohne interessieren.
Denn die Geschichte vom jungen Velten Doering, der weg will von seinem Zuhause im
Schwarzwald, nach Berlin geht, sich eine geregelte Ausbildung sucht und mit der Zeit
erwachsen wird: Sonderlich spannend wäre das nicht.
Zum Glück gibt‘s in Berlin einen Laden, der sich Ostgut nennt. Und jetzt auch Leute wie
Velten, die gerne mal unvernünftige Entscheidungen treffen. Das Ergebnis ist abzusehen:
Anstatt in der U-Bahn, auf dem Weg zur Arbeit, sitzt Velten von nun an am
Montagmorgen lieber mit Kumpels in seiner verlotterten WG zur Afterhour beisammen.
Mit ein bisschen Glück teilen diese Kumpels jedoch nicht nur die Leidenschaft für scheinbar
niemals endende Nächte, sondern starten mit der Zeit eigene Party-Reihen, Bars oder
erklären einen verlassenen Berliner Hinterhof kurzerhand zum Club. Denn genau das war
es, was aus Velten innerhalb kürzester Zeit den DJ, Produzenten und schließlich
KATERMUKKE Labelchef DIRTY DOERING werden ließ.
Am Anfang geht‘s allerdings eher um Bier und Schnaps: Velten tauscht Bürotisch mit
Tresen und sorgt bei Freunden hinter der Bar gewissenhaft dafür, dass sich die zukünftige
Berliner Techno-Prominenz auf den Weg ins Delirium auch gut zurechtfindet. Dass er den
Laden dabei zuverlässig mit seinen eigenen DJ-Mixtapes beschallt, schadet der Sache
natürlich ebenfalls kein bisschen. Denn seine Sets atmen exakt den erschütternd
hedonistischen Vibe, der in letzter Zeit immer mehr Menschen in eine kleine Bar zwischen
Holzmarktstraße und Spreeufer lockt: Die BAR 25 schlägt langsam Wellen und auf einen
wie Velten haben sie dort noch gewartet.
Irgendwann ist DIRTY DOERING aus der BAR 25 nicht mehr wegzudenken. Der Typ vom
Tresen wird Resident, die Schlange am Einlass immer länger, aus Freunden wird Familie.
Außerhalb von Berlin kennt man DIRTY DOERING dann spätestens ab 2010: Mit „I
WOULD“ und dem dazu passenden Video, voll bunter, sich längst außerhalb jeder Zeit
bewegender Menschen, bringt er nicht nur den Sound, sondern vor allem das Lebensgefühl
in der BAR 25 so präzise auf den Punkt, dass plötzlich die ganze Welt mit ihm an der Spree
tanzen möchte.
Seitdem ist einiges passiert: DJ-Bookings von New York bis Tokio; die BAR 25 wurde
geschlossen und wieder eröffnet, während DIRTY DOERING mit jedem weiteren eigenen
Release oder Remix sämtliche Tanzflächen in Schutt und Asche legte. Irgendwann war
dann endgültig Schluss an der BAR, die KATER -Ära begann und selbstverständlich war es
Velten, der mit KATERMUKKE die Idee zum dazugehörenden Label hatte.
Seitdem veröffentlicht er dort Musik, mindestens ebenso bunt und vielfältig wie seine DJSets.
Egal ob deep oder treibend, seltsam verwunschen oder kristallklar – DIRTY
DOERING und KATERMUKKE legen sich eher selten fest. Und wissen dennoch ganz
genau wo es hingeht: Immer weiter raus aus dem Alltag. Immer tiefer rein in dieses so
wahnsinnig befreiende Gefühl, wenn der Beat alles und der Gedanke an den Morgen
danach nichts bedeutet. LOST IN MUSIC.

Dirty Doering_by_Marcus Hoehn
Bild via TH!NK OPEN AIR Presse