Moin Christian, um mal der Verwirrung vorweg zugreifen, wieso 2 verschiedene DJ Namen?
Moin Stefan, erstmal danke für die Einladung zum Interview. Das mit den 2 Namen ist so eine Sache. Ich habe einen recht breit gefächerten Musikgeschmack, den ich auch gern präsentiere. Soulhunter war lange Zeit mein Hauptprojekt, mit dem ich hauptsächlich Breaks gespielt habe und auch einige Sachen bei Dangerous Drums veröffentlicht habe.
Ich glaube sogar, dass ich aktuell der Künstler mit den meisten Releases auf dem Label bin. Da ich aber auch schon immer ein großer Fan von geraden Beats war, habe ich mich irgendwann entschlossen, hierfür ein neues Projekt zu gründen. Das war dann Gerzee. Im Übrigen ist Gerzee der Mädchenname meiner Frau. Aktuell laufen beide Projekte nebeneinander und es kommt auf das jeweilige Booking an, wer von den beiden dann auf dem Flyer steht.
Wie bist du zur Musik gekommen?
Das fing schon früh in der Schule zum Anfang meiner Teeniejahre an. So wie bestimmt bei vielen, es wurden Tapes getauscht, wo dann Musik enthalten war, die man mochte.
Auf einem meiner ersten Tapes, war unter anderem The Prodigy drauf. Bis heute bin ich ein großer Fan der Band und hoffe, dass sie auch nach dem Tod von Keith Flint weiter machen werden. RIP Keith!!
Irgendwann kam dann immer mehr Musik dazu und ich habe angefangen meine ersten Gehversuche hinter den Decks im örtlichen Jugendzentrum zu machen. Da mir das einen riesen Spaß bereitet hat, habe ich das weiterverfolgt und mir irgendwann von nem Ferienjob als Möbelpacker die ersten Plattenspieler erworben und angefangen regelmäßig Platten zu kaufen. Irgendwann bin ich dann auch auf den ersten Parties von Dangerous Drums gelandet und habe Corin eines Tages ein Set von mir in die Hand gedrückt. Eines Tages rief Corin mich an und hat mich für Dangerous Drums gebucht. Vorher hatte ich bereits mit Freunden eine eigene Breakbeatparty im All in Köpenick veranstaltet.
Ja, und danach kam dann irgendwie eins zum Anderen. Ich hatte Dank Corin, viele Bookings bei seinen Parties, habe selbst Parties veranstaltet und hab dadurch einige Leute kennen gelernt, was mich letztendlich bis nach Kanada gebracht hat.
2019 war ein Erlebnis reiches Jahr für dich, was war dein persönlicher WOW Moment?
Das war ganz klar der Zug der Liebe. Ich war bisher auf jedem Zug der Liebe zumindest als Gast und habe diese Jahr zum ersten mal mit den Leuten von Dangerous Drums einen Wagen organisiert. Das war der absolute Wahnsinn. Auch wenn ich danach erstmal nen paar Tage Ruhe brauchte und mir alles weh getan hat.
Was braucht es für dich um einen schönen Abend im Club zu verbringen?
Da braucht es nicht viel. Freunde, gute Musik und vielleicht das ein oder andere leckere Getränk.
Das Thema Clubsterben ist aktueller als jemals zuvor. Wie siehst du die Situation?
Schweres Thema. Grundsätzlich entsteht aus allem was vergangen ist ja oft was tolles neues und so bleibt die Szene immer in Bewegung. Dennoch denke ich, dass es wichtig ist, die Clubcultur zu schützen. Schließlich ist das ein wichtiger Punkt, für den Berlin in der Welt steht und den du so an keinem anderen Ort der Welt findest.
Was wünscht du dir (musikalisch bezogen) für das Jahr 2020?
Hm…ich wünsche mir, dass ich mit dem weiter machen kann, was ich gerade tue und freue mich natürlich über viele Bookings um mit euch zu feiern. Und klar, ein wenig Erfolg darf auch nicht fehlen
Welche Projekte sind in Planung?
Für 2020 plane ich auf jeden Fall mein Projekt Gerzee mehr zu pushen und werde hierfür Tracks produzieren. Wenn die dann auch noch released werden ist alles gut.
Welche Tipps hast du für Anfänger in der Szene?
Wichtig ist aus meiner Sicht sich immer selbst treu zu bleiben. Es bringt nichts sich persönlich oder Musikalisch zu verstellen, nur um an ein Booking zu kommen.
Es muss halt zu einem passen und man muss hinter dem stehen, was man tut. Auch ist es immer wichtig zu schauen, wem man eine Promo von sich in die Hand gibt.
Es wird nicht von Erfolg gekrönt sein, nem Techno Veranstalter nen Deep House Mix in die Hand zu drücken. Daher sollte man sich vorher über die Leute gut informieren, mit denen man in Kontakt tritt. Ganz essentiell ist es, auf jeden Fall am Ball zu bleiben und nicht nach der ersten Absage aufzugeben.
Was für eine Bedeutung hat Musik für dich und inwiefern begleitet sie dich im Alltag?
Musik ist für mich sehr wichtig, ohne Musik gibt es mich einfach nicht und Musik ist für mich Passion. Musik begleitet mich seit Jahrzehnten und war immer da. Klingt jetzt vielleicht ein wenig kitschig aber, sowohl in guten als in schlechten Zeiten, habe ich die Liebe zur Musik nie verloren. Morgens auf dem Weg zum Büro höre ich mir die neuen Tracks an, die ich am Abend davor als Promo bekommen habe. Nach der Arbeit, sitze ich gern in meinem Studio und schraube an Tracks, die ich dann hoffentlich auch bald mal fertig bekomme.
Wenn du einen Wunsch bezogen auf die Szene der elektronischen Tanzmusik hättest, welcher wäre das?
Aktuell wünsche ich mir nur, dass unsere Szene diese Krise übersteht und es danach eines Tages wieder weiter geht. Ich denke, wir sind gerade an einem Wendepunkt, aus dem sich auch viele neue Chancen ergeben werden und die Szene sich erneuern kann und mit interessanten neuen Konzepten zurück kommt. Ok weg ist sie ja nicht, aber gerade ist halt alles anders.