rbb-online.de und radioeins.de streamen am Pfingstsonntag ab 14 Uhr Impressionen aus 24 Jahren Karneval der Kulturen
Der 25. Karneval der Kulturen kann – wie unzählige weitere Großveranstaltungen – in diesem Jahr Corona bedingt nicht stattfinden.
Wir bedauern sehr, dass unser aller Statement für eine weltoffene und friedliche Gesellschaft zu Pfingsten in den Straßen Kreuzbergs fehlen wird, aber wir unterstützen natürlich die notwendigen Maßnahmen und die Verantwortung füreinander.
Die aktuelle Pandemie, die uns auf noch unabsehbare Zeit einschränken und beschäftigen wird, trifft die in Berlin so ausgeprägte Kulturlandschaft und ihre zahlreichen Erscheinungsformen ins Mark. Vielen Spielstätten, Vereinen, Initiativen und einzelnen Kreativen wurde bereits Mitte März jegliche Tätigkeit durch den Lockdown unmöglich gemacht, Existenzen sind bedroht oder vernichtet. Auch viele Akteur*innen, Partner*innen und Dienstleister*innen des KdK sind maßgeblich betroffen. Die Befürchtung, dass die kulturelle Vielfalt nach der Corona-Pandemie nicht mehr in der Form bestehen wird wie bisher, ist mehr als berechtigt. Den langjährigen Aufbau einer reichhaltigen, diversen, vielfältig beeinflussten Kulturlandschaft als Ausdruck einer freien, pluralistischen Gesellschaft sehen wir akut gefährdet. Grenzen werden geschlossen, die Zahl rassistischer und antisemitischer Übergriffe steigt in der Krise, Rechte erobern wieder öffentliche Räume.
Dem stellen wir uns, der Gründung und Geschichte des Karneval der Kulturen gemäß, entschieden entgegen, wenn auch in diesem Jahr nicht in gewohnter Form in Kreuzberg, sondern hiermit und virtuell. Am Pfingstsonntag wird deshalb unser langjähriger Medienpartner rbb ab 14 Uhr Impressionen des Karneval der Kulturen aus 24 Jahren streamen.
Trotz zu befürchtender wirtschaftlicher Einschnitte, die auch den Kulturhaushalt nicht unberührt lassen werden, setzen wir uns mit aller Kraft für die Fortführung des Karnevals in bisheriger oder ähnlicher Form ein – in der Hoffnung, 2021 „25 Jahre Karneval der Kulturen“ entsprechend feiern zu können.
Als der Karneval der Kulturen 1996 zum ersten Mal durch die Straßen Kreuzbergs zog, verstand er sich als Antwort auf fremdenfeindliche Ausschreitungen, die mit den rassistischen Angriffen in Rostock-Lichtenhagen eine erste bestürzende Zäsur setzten. Ein Vierteljahrhundert später errichtet Europa neue Grenzzäune, während die Stimmung im Land von engagierter Willkommenskultur bis zu offener Gewalt gegen Menschen aus anderen Kulturen sehr verschiedene Gesichter zeigt. Damals wie heute bilden Berliner Communities mit diversem kulturellen Hintergrund den Kern des Karnevals. Die Gruppen nehmen sich mit dem Karneval den öffentlichen Raum als klarer und sichtbarer Teil unserer Gesellschaft. Damit trägt der Karneval der Kulturen zum Empowerment derjenigen bei, die über das gesamte Jahr kulturell und integrativ aktiv sind. Ob tiefe Verbundenheit mit den eigenen Wurzeln, der Kampf für eine intakte Umwelt, der Klangrausch durch diese eine Musikrichtung oder ein klares politisches Statement. Mit ihren Beiträgen im Umzug oder im Straßenfest setzen die Akteur*innen ein klares Zeichen für eine freie und divers geprägte Gesellschaft.