Ein vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg beauftragtes statisches Gutachten soll ergeben haben, dass die Standsicherheit der Ufermauer nicht mehr gegeben sei, die sich an der Friedrichshainer Seite der Spree von der Schillingbrücke bis zum Energieforum erstreckt: eine Einsicht in das Gutachten wurde bisher verweigert.
Bereits 2003 warnte ein statisches Gutachten vor dem maroden Zustand der Mauer und einer möglichen Gefahr für das Gelände, auf dem die Maria am Ostbahnhof, später die Magdalena und zuletzt das YAAM beheimatet waren. Trotzdem beschäftigten sich Bezirk, Senat und Bund nur mit der Frage, wer die Sanierungskosten zu tragen habe. Das vom YAAM seit Jahren geforderte Gutachten über die Standsicherheit von Ufer und Gebäude wurde erst Ende 2019 in Auftrag gegeben und führt nun zur aktuellen Sperrung, obwohl die Statik des Gebäudes aus technischen Gründen bisher überhaupt nicht bewertet wurde.
Auf Anordnung des Landes Berlin musste das YAAM im Zuge der Corona Krise am 12. März seinen Betrieb vollständig einstellen. Erst am 12. Juni konnte ein begrenzter Betrieb im Außenbereich unter strikter Beachtung aller Hygienebestimmungen wieder aufgenommen werden. Ohne Zugang zu Büro- und Logistikräumen, mit einem Bauzaun auf dem gesamten Gelände ist ein Außenbetrieb kaum möglich. Eine dauerhafte Sperrung der Halle würde endgültig das Aus für das YAAM bedeuten, da dann auch nach der Corona-Krise keine Indoor-Veranstaltungen möglich wären. Wir fragen uns, ob das Bezirksamt diese Konsequenz nur in Kauf nimmt, oder ob die endgültige Verdrängung des YAAM bezweckt ist.
Zunächst hatte die Bezirksverwaltung – die auch Eigentümerin des Geländes und für die Instandhaltung der Mauer verantwortlich ist – dem YAAM am 24. Juni 2020 eine bevorstehende Absperrung der Uferflächen angekündigt. In einem für den 1. Juli 2020 vereinbarten Treffen sollten zwischen dem YAAM und der Bauaufsicht die Modalitäten dieser drastischen Einschränkung diskutiert werden. Am letzten Freitag wurde entgegen den vorherigen Absprachen auch das Hauptgebäude amtlich gesperrt und versiegelt. Den Betreibern wurden wenige Stunden gegeben, um die Büros und Innenräume zu räumen. Die Versiegelung des Gebäudes wurde mündlich damit begründet, dass es sich zum Teil weniger als 5 Meter vom Ufer entfernt befinde und die Standsicherheit der Halle nicht ausreichend geprüft sei. Eine schriftliche Begründung der Sperrung liegt bisher nicht vor
YAAM fordert von der Berliner Verwaltung und Politik:
•Kurzfristige bauliche Lösungen, um den weiteren Betrieb und das Fortbestehen des YAAM an diesem Standort zu ermöglichen und zu gewährleisten.
•Sofortige Nutzungsfreigabe der nicht akut gefährdeten Bereiche des Hallengebäudes.
•Schnellstmögliche Finanzierung und Umsetzung der überfälligen Ufersanierung und umfassende Beteiligung an der Planung.
•Änderung des derzeit ruhenden Aufstellungsbeschlusses und Bebauungsplans durch das Abgeordnetenhaus von Berlin und Ausweisung der Fläche zur kulturellen Nutzung.
•Umgehender Abschluss eines langfristigen Mietvertrages.
•Mieterlass für die Zeit der Nutzungsuntersagung.
Über das YAAM:
Das YAAM als einzigartige Institution ist seit über 25 Jahren fester Bestandteil der Berliner Kulturlandschaft mit einer Ausstrahlungskraft, die weit über die Grenzen Berlins hinausragt. Das Projekt hat neben dem Betrieb, der in regulären Zeiten ohne institutionelle Förderung bis 80 Arbeitsplätze und Raum für Vereinsmitglieder und viele weitere freischaffende Künstler sichert, eine hohe soziale und kulturelle Relevanz für die Stadt und für viele sonst ausgegrenzte Menschen und Gruppen. Am Fortbestand des YAAM hängen zahlreiche Schicksale, die in Berlin nur schwer Anschluss finden würden.
In der heutigen Zeit sind wir an einem Punkt angelangt, an dem die Spaltung der Gesellschaft durch politische Strömungen und rassistische Tendenzen ein erschreckendes Ausmaß angenommen hat. Es wäre fataler denn je, das YAAM als multikulturelle Institution im Herzen Berlins zu verlieren.
An dem Standort an der Schillingbrücke hat das YAAM als Mieter und Betreiber in den letzten 5 Jahren fast eine Million Euro in den Ausbau und die Ertüchtigung der Flächen investiert; Vieles davon um alten und neuen amtlichen Auflagen gerecht zu werden. 2019 wurden sämtliche geforderten Brandschutzmaßnahmen unter großem Zeit-und Finanzdruck erfüllt. Zuletzt wurden Maßnahmen des Berliner Lärmschutzfonds in Höhe von 50.000 € für die Ertüchtigung jenes Gebäudes umgesetzt, das jetzt gesperrt wurde.