Ich habe schon viele Jahresrückblicke geschrieben. So schwer wie in diesem Jahr fiel es mir allerdings noch nie.
Das Jahr 2020 fing mit Optimismus und der Vorfreude auf viele schöne Konzerte an. Im Februar gab es mit Ride im Lido und einem gelungenen Experiment in Form des Strom-Festivals für elektronische Musik in der Philharmonie (Unter anderem mit einem unvergesslichen Auftritt von Kruder & Dorfmeister.) gleich zwei Höhepunkte.
Ende Februar ging die Optimismuskurve allerdings steil nach unten. Die Pandemie kündigte sich an (bzw. geriet stärker ins Bewusstsein) und erste Konzerte wurden verschoben. Am 08.März besuchte ich – schon mit einem schlechten Gefühl und großen Zweifeln, ob das eine gute Idee sei – mit DIIV im Festsaal Kreuzberg mein letztes Konzert bis zum heutigen Tag. Nur um einmal in Erinnerung zu rufen, auf welchem Stand die Information damals war: Es wurde empfohlen, nach dem Ausgehen zu duschen, um Viren abzutöten. Aus heutiger Sicht bizarr.
Ein paar Tage später hatte ich Wochenendbesuch aus München. Nach einem gemeinsamen Restaurantbesuch beschlossen wir, dass es vernünftiger sei, diesen vorzeitig abzubrechen. Das war mein persönliches Ende der Normalität. Seitdem ist vieles anders und nicht jede Veränderung ist gut.
Ich habe die veränderten Umstände genutzt, um mich wieder mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren. Zusätzlich habe ich noch mehr Zeit gehabt, um Kunst zu sehen. Das wird sich in Zukunft in Artikeln bemerkbar machen. Natürlich werde ich auch weiterhin über Musik schreiben, die war nun einmal meine erste Liebe. Dass man nicht um die halbe Welt fliegen muss, um sich zu erholen, wusste ich bereits. Aktiv neue Reiseziele zu suchen und anzusteuern, war trotzdem eine schöne Erfahrung.
Die Kultur-/Veranstaltungsbranche sowie die Gastronomie wurde durch indifferente politische Entscheidungen und Schließungen allerdings hart getroffen. Durch Spenden konnten glücklicherweise einige Betriebe den Umsatzausfall kompensieren. Da hat sich viel Solidarität gezeigt. Es wurden auch viele kreative Konzepte entwickelt, die gezeigt haben, was an Potential in diesem Bereich steckt und dass er mitnichten verzichtbar ist. Leider nahm zudem die Spaltung der Gesellschaft zu. Eine immer größere Zahl an Menschen weigert sich, wissenschaftliche Fakten anzuerkennen und die, sich daraus ergebenden, Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten.
Dieses Jahr, welches mit Optimismus begann und dann zum Parforceritt wurde, endet nun auch mit Optimismus. Der Impfstoff ist da. Hoffen wir, dass er hält, was er verspricht. Hoffen wir, dass man sich bald wieder unbeschwert treffen kann. Zwischenmenschlichen Kontakt und Berührungen kann nämlich kein ZOOM-Meeting ersetzen.
Auf ein besseres 2021!