Wie bist du dazu gekommen, das zu tun, was du tust? Wann kam die erste Idee, das Label zu kreieren?
Unsere Kollektiv wurde ehrlich gesagt durch ein Zufall gegründet. Der Chef vom Golden Gate fragte uns einmal ob wir nicht Lust hätten, eine Veranstaltung zu machen. Das taten wir. Es lief super und wir dachten uns, dass man da mehr draus machen kann. Daraus entstand dann unser Kollektiv und daraus dann das tiefere Interesse aktiv in der Clubkultur zu werden. Der Spaß an der ganze Sache hält uns zusammen und am Ball. Die Strahlkraft einer Gruppe ist immer größer, als die eines Einzelnen. Zu sehen, dass wir so viel erreichen können, auch Newcomer motivieren konnten sich das erste Mal in größeren Clubs zu präsentieren, ihre ersten Tracks zu releasen, das motiviert uns stark. Somit gab es Interviews und Sessions und es kamen immer mehr Leute und Newcomer auf uns zu. Da merkten wir, dass es noch sehr viel unausgeschöpftes Potenzial da draußen gibt. Da entstand dann auch die Idee zur Labelgründung.
Nenn ein paar Statistiken, wann das Label erstellt wurde, wieviele Releases, wieviele Vinyls und wieviele Pakete/Pakete haben wurden versendet?
Uns gibt es erst seit wenigen Monaten. Releases haben wir erst einen. Die Debut EP von Cecilia Tosh. Wir haben aber schon zwei weitere Künstler, die wir dieses Jahr releasen werden. Vorerst gibt es uns nur online. Leider noch keine Vinyls, aber das ist definitiv geplant :)
Kannst du beschreiben, was ein typischer Büroalltag für dich bedeutet?
Bisher hauptsächlich mal all unsere Kontakte anschreiben um unsere Mailinglist aufzufüllen, den Newsletter vorbereiten, und vor allem Promomaterial zusammenschneiden. Den Newsletter vorbereiten, Presskits vorbereiten, Demos anhören.. Social Media Contentplan planen und umsetzen und einfach mal mit anderen Labels und Künstlern austauschen. Wir versuchen von Anfang an Hand in Hand mit anderen Labels zu gehen. Gar nicht erst auf den Konkurrenz-Zug aufsteigen. Lieber gegenseitig pushen und voneinander lernen. So oder so ist die Label-Orga tatsächlich etwas trocken. Aber das Outcome lohnt sich, und man kann stolz drauf sein und seine Künstler stolz machen und vor allem wirklich unterstützen. Dafür nehmen wir das gerne in’ Kauf.
Wer macht mit? Produzierst du selbst auch oder bist DJ?
Wir sind ein Team von insgesamt 6 Leuten. Wir haben DJ´s die nur auflegen aber auch welche die schon länger produzieren und welche die grade erst anfangen. Aber wir haben auch Leute, die keine Musik machen sondern nur hinter allem organisatorischen stehen. Ins Leben gerufen wurde SEV Berlin von Michelle Galetta und Cecilia Tosh. Durch Michelles Job im Golden Gate hat alles gestartet. Und zusammen mit der Motivation von Cecilia haben wir das Ganze dann zum rollen gebracht :D
Welche Vertriebswege nutzt du?
Bandcamp und Beatport!
Wie stark nutzt du YouTube und was hat es gebracht?
Wir haben vor kurzem einen YouTube-Kanal erstellt und müssen diesem aber noch ausbauen. Momentan bringt es noch nicht sehr viel. Für unsere Tutorials die wir zur Verfügung stellen, ist es jedoch die perfekte Plattform.
Schon mal bei Klickzahlen auf Soundcloud nachgeholfen?
Bisher noch nicht. Wir vertrauen auf eine langfristige Etablierung. Tatsächlich stehen wir aber mit mehreren Premiere-Channels im Kontakt, achten aber sehr darauf woher deren
Follower kommen und was für eine Qualität die liefern.
Warum genau?
Wenn du als Newcomer deine Tracks veröffentlichst, ist es natürlich auch einfach schön zu sehen, wenn diese schon von mehreren tausend Menschen gehört wurden. Es kann also auch einfach eine schöne Motivation für die Künstler sein.
Wo findest du junge hungrige und ambitionierte Artists?
Viele finden wir tatsächlich in unserem Freundeskreis oder über Freundesfreunde. Ansonsten kam es schon öfters vor, dass Leute auf uns zukamen. Oder auf Veranstaltungen..
Welche Auswirkungen hat Streaming mit Spotify auf die wirtschaftliche Lage eines Indie-Labels?
Auf der einen Seite findet mit Spotify unserer Meinung nach eine Demokratisierung für Independent Artists statt. Jeder hat auf einmal die Möglichkeit seine Musik zu veröffentlichen. Jeder bekommt eine Chance. Trotzdem sind Streamingdienste natürlich kein Ersatz für den Erwerb der Musik. Erst recht kein Ersatz der Einnahmequelle. Wir rechnen keinesfalls mit den Einnahmen über Streamingdienste. Das machen wir den Künstlern auch von vornherein klar. Wir nutzen die Streamingplattformen um die Künstler, sobald es wieder geht, in mehr Clubs zu schicken zum
Auflegen. Wir pokern auf das Clubleben nach Corona, bringen die tolle Musik unserer Künstler an den Mann. Und wollen diese einfach unterstützen von den richtigen Menschen gehört zu werden.
Wenn du nach neuer Musik suchst, was sind Schlüsselelemente und Faktoren, nach denen du suchst, abgesehen davon, dass es offensichtlich ein großartiger Track ist?
Wir freuen uns über Uniqueness. Er muss uns packen, im besten Fall vor allem überraschen.
Wie würdest du den Stil und die Vision des Labels beschreiben?
Wir definieren uns nicht durch Genres. Es kann der Vibe, bestimmte Elemente oder auch der treibende Bass sein, der die einzelnen Artists verbindet. Wir haben derzeit noch Releases von Yesjar und UrbnMowgli geplant, wenn die draußen sind, wisst ihr wovon wir sprechen. Wir sind divers und wollen uns dahingehend vorerst einfach nicht einschränken. :)
Welche Seiten oder Apps benutzt du, um neue Tracks anzuhören/zu finden?
Soundcloud & Spotify und Leute senden uns die Links von unveröffentlichten Tracks via Dropbox oder wetransfer zu. Ansonsten schauen wir auch immer mal wieder bei GROOVE, Fazemag und MNTM vorbei. :)
Für die Produzenten da draußen, die ihre Demos per E-Mail einsenden, welche Tipps würden du ihnen geben, wenn sie ihre Tracks schicken?
Schreibt uns eine kurze Mail, in der ihr kurz etwas zu euch, oder/und zu eurem Track erzählt! 10/15 Zeilen reichen oftmals schon. Wenn es Tracks sind, die auch von DJs gespielt werden sollen: Dropbox oder Soundcloud! Hier können wir die Tracks vorhören UND in guter Quali downloaden. Falls der nicht verwendet werden soll, einfach die Download Funktion ausschalten.
Fotocredits:
Artist-Pic: Veronika Hubert Natter
Label-Pic: Leo Braun