Aufgrund des anhaltenden Lockdowns haben Betreiber und Künstler des Bootshaus Köln überlegt, wie man die Musik auch corona-konform zu den Menschen bringen kann. So entstand im März 2020 ein musikalisches und künstlerischen Projekt.
Gemeinsam mit dem Musikproduzenten, Künstler und DJ Gourski wurden ganz alltägliche Geräusche aus dem leerstehenden Club aufgenommen und zu einem einzigartigen Song gemixt, mit dem Titel „The Sounds Of Bootshaus“. Für Gourski, der bekannt dafür ist, aus regulären Geräuschen Ton-Spuren zu erstellen und daraus Songs zu entwickeln, ein ganz besonderes Projekt: es macht die Stille und den Stillstand, die seit nun knapp einem Jahr andauern, musikalisch erlebbar. Dank des Sponsors Warsteiner wird der Song auf 100 Schallplatten gepresst.
Interview mit Daniel Gourski:
1. Wie bist du zum Field Recording gekommen und was macht den Reiz für dich aus?
„Zum Field Recording bin ich eigentlich zufällig gekommen als ich mir einen kleinen Recorder gekauft habe, um meine DJ Sets auch live aufzunehmen. Da der Recorder auch mehrere Mikrofonkapseln hatte, fand ich mich schnell alle möglichen Sounds recorden. Nachdem ich beim Blumen gießen festgestellt habe, dass die Nadeln von meinem Kaktus auch valide Töne abgeben, hab ich mein erstes Projekt mit selbst aufgenommenen Sounds realisiert (zu sehen auf Youtube www.youtube.com/gourski) Danach ging‘s richtig los und der Recorder ist samt stetig wachsendem Field Recording Equipment immer dabei.“
2. Wie empfindest du die aktuelle Stimmung in der Musikbranche und ganz persönlich? Wie war es, die Tonfiles in einem leeren Club aufzunehmen?
„Es ist sehr schade zu sehen, dass viele Betriebe Schwierigkeiten haben. Es ist schon komisch, wenn von einem auf den anderen Tag die Clubszene still steht. Ich lege seit sieben Jahren eigentlich jedes Wochenende auf, auch öfter unter der Woche und dann ist da plötzlich dieser Break auf unbestimmte Zeit. Allerdings nutze ich die Zeit aktuell sehr gut im Studio und kann andere Projekte realisieren, die ich immer schon umsetzen wollte, für die mir aber schlicht die Zeit fehlte. Das Soundprojekt im Bootshaus zu realisieren war sehr interessant und bleibt ein schönes Zeitdokument.“
3. Welchen Track wirst du auf jeden Fall spielen, sobald du wieder auf der Bühne stehst?
„Das wären viel zu viele Tracks… Aber eins ist klar: Wenn es wieder so weit ist, geht‘s richtig steil!“
4. Was erhoffst du dir von den kommenden Monaten?
„Ich hoffe, dass die Lage sich stabilisiert und endlich Perspektiven aufkommen, aber vor allem, dass Clubs & Gastronomie durchhalten. Und natürlich erhoffe ich mir produktive Studiosessions, ganz viele frühjährliche Sonnenstunden und gute Soundfänge.“
5. Glaubst du, dass sich die Clublandschaft und wie Menschen feiern langfristig verändern wird?
„Natürlich verändert sich alles mit der Zeit. Schön wäre es, wenn eine vielfältige Clublandschaft in erster Linie bestehen bleibt. Momentan fallen ja leider eher Clubs weg wie z.B. bei uns in Köln Ehrenfeld. Das war vor einigen Jahren mal eine richtige Clubmeile mit vielen verschiedenen Läden und vielfältigem Publikum. Ob und wie die Mentalität des Nachtlebens durch die aktuelle Zeit sich wandeln wird, bleibt spannend abzuwarten.“
Photography by Sebastian Szenrok