Im Laufe der letzten 12 Monate wurde die Welt, wie wir sie kannten, auf den Kopf gestellt.
Kulturveranstaltungen im physischen Raum werden bis auf weiteres verschoben. Vorerst muss kulturelles Leben online stattfinden. So werden Künstler:innen und Publikum zunehmend atomisiert, können nur über 0 und 1 ihre Verbindung aufrechterhalten. Die kommende Edition von Easterndaze x Berlin lotet nichtphysische, symbolische Verbindungswege zwischen Communities und Künstler:innen aus, jenseits von Konzertlivestreams und Digital Meetups. Musiker:innen in Berlin und in osteuropäischen Städten (Sofia, Budapest, Warschau, Vilnius und Tallinn) schaffen gemeinsam Werke, in Form einer Zwei-Label-Kompilation mit Begleit-Zine, einer Videoinstallation, eines wochenlangen Community Radio Marathons und einer Musikvideopräsentation erfolgen.
An Embrace ist ein gemeinsames Projekt des bulgarischen experimentellen Musikkollektivs Amek und des deutschen Labels Vaagner. An Embrace ist eine Brückenschlag zwischen zwei Communities und unterschiedlichen kulturellen Kontexten in Ost- und Westeuropa. In vier Duos arbeiten Musiker:innen beider Regionen zusammen an jeweils an einem musikalischen Werk. Die Endergebnisse werden gemeinsam von
Amek und Vaagner als Kompilation veröffentlicht, bestehend aus einer Kassette in limitierter Auflage und ein im Risodruck hergestelltes Begleit-Zine. Diese Formate sind seit Jahrzehnten Mittel der Wahl für DIY Labels und Initiativen. Das Zine vermittelt weiterführende Informationen über den kreativen Prozess bei der mErstehung der Musik von An Embrace, mit Musiker:innen-Interviews und Porträts der beteiligten Labels.
Ein weiteres Projekt ist die A/V Installation Subtext Recordings presents Forking von Holly Childs & Gediminas Žygus. In Forking erzeugt ein naher Stern eine intensive planetarische Erfahrung: eine mglasklare Atmosphäre, in der die Sonne so stark blendet, dass mensch nicht erkennen kann, was von der Kamera aufgenommen worden ist. Forking ist auf ein Musikstück von Holly Childs & Gediminas Žygus basiertes Videokunstwerk, eine Kollaboration mit Angela Goh, Elif Özban und Metahaven.
Im Rahmen des dritten Projektmoduls vernetzen sich erstmalig Community Radios aus Mittel- und Osteuropa durch die Easterndaze x Berlin Plattform zur Förderung der Zusammenarbeit dieser DIY Medien, die in ihren jeweiligen künstlerischen Netzwerken und Communities eine Schlüsselrolle spielen m(und auch implizit politisch aktiv sind, vor allem in Polen und Ungarn). Die Projektteilnehmer:innen sind folgende Community Radios aus Mittel- und Osteuropa: Radio Kapital aus Warschau, Lahmacun Radio maus Budapest und IDA Radio aus Tallinn/Helsinki. Koordiniert wird der Community Radio Austausch von
Cashmere Radio aus Berlin. Jedes Radio wird aus ihren jeweiligen Netzwerken und Szenen einen Beitrag zu einer mehrstündigen kollaborativen Radiosendung erarbeiten. Die teilnehmenden Radios und ihre Netzwerke werden dazu ermutigt, experimentelle radiophonische Werke hierfür zu entwickeln. Im Vorfeld des Liveradioevents findet ein einwöchiges Radiomarathon statt. Hierzu arbeiten die Teams einzelner Sendungen zusammen; sie werden ihre Shows gegenseitig remixen, kommentieren, komplentieren.
Abgerundet wird Easterndaze x Berlin durch die Präsentation einer Auswahl aktueller und älterer Musikvideos aus Mittel- und Osteuropa im Projektraum Zönotéka in Berlin-Neukölln, in Zusammenarbeit mit dem Klipzona Archiv, das audiovisuelle Musik in Mittel- und Osteuropa von den 1960ern bis heute erschliesst.
PROGRAMM // März-September 2021
Compilation & Zine
Amek (Sofia) x Vaagner (Berlin) present “An Embrace”
Bandcamp VÖ: 26. März 2021
Video Installation
Subtext Recordings (Berlin/Bristol) presents Forking by Holly Childs
(Adelaide) & Gediminas Žygus (Vilnius)
Video Installation
Ort: Bärenzwinger
September 2021
Community Radio Week
Cashmere Radio (Berlin) x Radio IDA (Tallinn / Helsinki) x Lahmacun (Budapest) x Kapital (Warsaw)
19.-23. April 2021
Livesendung: 23. April 2021
Online-Radio
Easterndaze x Klipzona
Videodrome at Zönotéka
23.-26 September 2021
Easterndaze x Berlin fand zum ersten Mal 2016 als Musikfestival und Filmreihe statt, mit dem Ziel, Musik von DIY-Szenen in Osteuropa in Berlin zu repräsentieren, weil diese Musik in Berliner Clubs und Liveveranstaltungsorten unterrepräsentiert ist, trotz der Nähe zu Mittel- und Osteuropa. Die Veranstaltungsreihe ist aus dem Easterndaze Projekt entstanden, das über Undergroundmusik in Mittel und Europa informiert. Weitere Ziele von Easterndaze sind die Vernetzung und Förderung von Zusammenarbeit dieser Szenen, als kleinen Beitrag zur Änderung des von Exotismen und Kalte-Kriegs-Klischees bestimmten Diskurses.