Wenn uns Menschen etwas über ihren Musikgeschmack erzählen, entstehen nicht selten direkt Bilder im Kopf. Gern meint man, dass der Musikgeschmack die eigene Persönlichkeit unterstreicht. Dass Menschen dabei auch in Schubladen gesteckt werden, ist wohl ein notwendiges Übel. Auf der anderen Seite wählen Menschen ihren Musikgeschmack auch gern entsprecht der eigenen Persönlichkeit und möchten ihren Charakter damit selbst unterstreichen. Wir haben uns angesehen, was Musikstile über Menschen aussagen können und wie sich die Forschung dazu äußert.
Musik als Ausdruck der Identität
Punks sind rebellisch, konservative Menschen hören klassische Musik – so lauten zwei gängige Stereotypen, die wir mit bestimmten Musikstilen verbinden. Zu einem gewissen Teil mag das stimmen, zumindest dann, wenn Menschen bewusst ihre Identität durch ihren Musikgeschmack unterstreichen möchten. Man möchte sich eloquent und gesittet zeigen – oder wild und punkig. Auch die Songtexte passen dann je nach Musik zur Lebenseinstellung.
Rock-Fans schreiben wir eine rebellische Ader zu, oft sind sie auch launisch und depressiv. Wer dagegen klassische Musik hört, treibt sich eher in den höheren gesellschaftlichen Schichten herum und ist gemeinhin als Intellektueller zu verstehen. Aber auch langweilig oder introvertiert können diese Menschen sein, glaubt man dem Stereotyp. Jazz-Hörer dagegen sind leidenschaftlich und locker, meist auch freundlich und lebensfroh. Für Rap gilt außerdem: Diese Menschen sind oft sportlich und energetisch, können aber auch streitsüchtig und arrogant sein.
Diese Liste ließe sich ewig fortführen. Verschiedene Studien haben in den letzten Jahren versucht, verschiedene Musikgenres mit ihren Hörern in Einklang zu bringen. Berücksichtigt wurden dabei die fünf Persönlichkeitsmerkmale, die Offenheit, Extraversion, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus und Verträglichkeit beinhalten. Auch die Sportlichkeit, Attraktivität und Intelligenz sollten Versuchspersonen selbst einschätzen. Am Ende konnten die Forscher dann interessante Gemeinsamkeiten feststellen. Gerade im Bereich von Rap, Rock und klassischer Musik gab es prägnante Übereinstimmungen unter den Studienteilnehmern. Musikgeschmäcker bestimmen damit zwar nicht final die Identität eines Menschen, können bestimmte Eigenschaften aber durchaus unterstreichen. Sicher nehmen hier auch Medien sowie Bands und Musiker großen Einfluss, da sie die Stereotypen reproduzieren und als Vorbilder fungieren.
Beispiel Risikobereitschaft: Was ist dran an den Stereotypen?
Warum manche Menschen risikobereiter sind als andere, damit befasst sich die Forschung schon lange. Genetische Veranlagungen, aber auch das Alter oder schlicht die Situation scheinen einen Einfluss darauf zu nehmen. Auch spielen unsere Mitmenschen eine tragende Rolle. Wer zum Beispiel ein gutes und mutiges Vorbild ist, dem vertrauen wir uns folgen gern. Die individuelle Stimmung ist ebenfalls nicht außer Acht zu lassen: Wer bei guter Laune ist, geht tendenziell eher ein Risiko ein als ein Mensch, der gerade zutiefst betrübt und pessimistisch ist.
Bezieht man all dies nun auf Musikgeschmäcker, sind wieder verschiedene Stereotypen denkbar: Liebhaber klassischer Musik sind eher konservativ. Sie werden also weniger gern ein Risiko eingehen. Sie neigen dann bei Glücksspielen zum Beispiel dazu, im Internet eher nach Freispielen ohne Einzahlung zu suchen. Denn diese erfordern, wie der Name schon sagt, kein Risiko. Wer dagegen gerade bei bester Laune ist, vielleicht Rockmusik hört oder gerade entspannt Jazz-Musik lauscht, wird schon eher ein paar Euro riskieren. Und wie steht es dann zum Beispiel um einen Country-Fan? Diese werden gern als traditionsliebend und emotional stabil wahrgenommen. Risiken gehen sie nur ungern ein, Glücksspiele wären also eher nicht ihr Ding. Dass das in der Realität nicht der Wahrheit entspricht, liegt wohl auf der Hand. So gibt es doch viele bekannte Country-Sänger, die ganz offen über ihre Liebe zum Glücksspiel singen. Die Einteilung nach Musikgeschmäckern kann also zutreffen, hat aber auch ihre Grenzen.
Sehen wir uns außerdem Hip-Hop, Pop oder Techno an: Ein Raver gilt als gesellig und extrovertiert, feiert zweifelsfrei gern. Ähnliches würde man wohl auch einem Hip-Hop-Fan attestieren. Aus einigen Studien geht zudem hervor, dass diese Menschen weniger sensibel seien als andere Musikfans. Pop, Hip-Hop und Techno sind also unterschiedliche Musikrichtungen, die Hörer scheinen aber einige Parallelen zu haben. Dass Hip-Hopper gern an Glücksspielen teilnehmen, bezweifelt dabei wohl niemand. Hier würden die extrovertierte Art sowie die Risikobereitschaft, die man diesem Musikstil zuschreibt, dann wieder ganz gut passen.
Alles in allem sind sich Musikforscher damit recht einig, dass unsere Persönlichkeit definitiv unseren Musikgeschmack bestimmt. Wir identifizieren uns eher mit Musik, die zu uns passt, uns vielleicht sogar zu einem gewissen Grad aus der Seele spricht. Was wir bei der Musik mögen, spiegelt auch unsere generellen Interessen im Leben wider. Verwunderlich ist das eigentlich nicht, denn unser Musikgeschmack entwickelt sich über die Zeit und begleitet uns unser ganzes Leben lang. Je nachdem, wie wir uns gerade fühlen, werden wir denen einen Musikstil eher mögen als den anderen – und auch verschiedene Charaktereigenschaften an den Tag legen. Jedes persönliche Erlebnis und jedes Schicksal, das wir erleiden, nimmt Einfluss auf die Musik, die wir hören und mögen. Das macht die Musik zu einem Teil unserer Biographie. Betrachtet man es so, ist es wirklich nicht mehr überraschend, dass sich zumindest ein paar Persönlichkeitsmerkmale an unserem Musikgeschmack festmachen lassen.
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