Tricky, einer der wahren Innovatoren der britischen Musik – hat ein neues Album konzipiert und produziert, aber wie er selbst klarstellt: dies ist kein Tricky-Album. Wie schon bei seinem 1996er Album Nearly God (mit dem er sich durch die Zusammenarbeit mit Sänger*innen aus verschiedensten Genres aus der Trip-Hop Schublade befreite) herrscht bei dem selbstbetitelten Album-Debut von Lonely Guest (VÖ: 22.10.21) durch die Auswahl der Vocal-Gäste ein ähnliches Gefühl von Freiheit.
Stilistisch ist das selbstbetitelte, athmosphärisch dichte, extrem stimmungsvolle und abwechslungsreiche Werk breit gefächert. Musiker wie Joe Talbot von Idles, Paul Smith von Maximo Park, Lee „Scratch“ Perry (R.I.P.), Marta, Oh Land, Breanna Barbara, Rina Mushonga, Murkage Dave und JJ konfrontieren ihre einzigartigen Vocals und Songwriting-Ansätze mit Trickys Soundlandschaften. Die neuen False Idol-Königin Marta verblüfft dabei ihren Mentor immer wieder mit ihrem Gesangstalent und ihrem melodischer Einfallsreichtum. Lee „Scratch“ Perry dropt seine schamanische Vocals ein letztes Mal über ein Loop von Tricky, der widerum Rina Mushongas Synthie-Pop-Knaller zu einer starken Soul-Nummer in Moll verwandelt. Mit Joe Talbot entstand ein Rock/Rap-Hybrid mit einem besonders beunruhigenden Tricky-Rap als Zugabe. Ein weiteres Highlight ist der sanfte, an Sade erinnernde Soul von Oh Land’s Beitrag. Breanna Barbara bringt die Sache mit ihrer gewaltigen Stimme von zu einem dramatischen Abschluss.
„Bei diesem Album habe ich gemerkt, dass es so ist, als hätte ich Raum“, sagt Tricky: „Es ist eine Art von Freiheit.“ Dann fügt er einen Satz hinzu, der ein Motto für seine gesamte Karriere sein könnte, egal in welchem Gewand: „Mir wurde klar, dass ich tun kann, was immer ich will.“
(picture credits: False Idols)