oh alien sind Anselma Schneider, Luca Weigl und Rafael Henninger. Drei junge Wiener:innen, die sich 2019 zuerst gegenseitig, und dann gemeinsam sehr rasch ihren Sound gefunden haben. Filigran gesponnene Arrangements, zwangloses Experimentieren mit luftigen Synths, DIY-Samples, Bässen, und akustischen Drums. Darüber, wie dazwischen, Anselma’s hypnotisierende warme Stimme(n) in Liedern, die zwischen modernen Lullabys und dancy Popsongs changieren, und dabei keine Abgründe auslassen. Die letzten Jahre hat oh alien an Songs gefeilt, pre-recorded und an visuellen Konzepten gearbeitet. Im Frühjahr 2021 begann die Zusammenarbeit mit dem Musiker:innen Management und Label “Phat Penguin”. Seitdem sind die ersten Singles erschienen, Radio FM4 – Chartsplatzierung inklusive (mit ihrer ersten Single Surface).
Ihr Livedebüt durften oh alien ausgerechnet beim renommierten Haldern Pop-Festival geben. Standing Ovations und die spontane Einladung des Veranstalters gleich tags darauf noch ein 2. Set zu spielen, sind mehr als bemerkenswerte Zeichen, dass hier etwas Besonderes gelandet ist. In Österreich konnten oh alien mit ihren ersten Shows beim ‚Take the A-train‘-Festival (Salzburg), ihrem Baustellenkonzert für die Lobaubesetzung und ihrem restlos ausverkauften Wien-Debüt im legendären ‚rhiz‘ verzaubern.
Mit This Might Be the Place veröffentlichten oh alien nun ihren ersten Tonträger. Es ist eine EP für Zwischenzeiten und Zäsuren. Für Jahre wie 2022, in denen nichts ist wie es war, und niemand weiß, wie es wird. Ein Jahr, in dem alle warten und warten und währenddessen trotzdem – irgendwie und unmerklich – das eigentliche Leben passiert.
In sechs Liedern behandeln oh alien die Zwischenzeiten als Orte für sich, wo es sich lohnt, genauer hinzusehen. So etwa die Umbrüche in einer Biographie: während dem Ende einer Beziehung (What is the Name You Used To Call Me), oder vor dem Anfang (Something to Hold Onto). Übergang und Übertreten finden sich bei Out of Into schon im Titel wieder: Es geht ums dazwischen schweben, ums Weglaufen und Verreisen. Eine Oszillation zwischen dem allein, aber dann doch nicht einsam sein wollen. Surface dreht sich ums Stehenbleiben und Innehalten, aber auch um die gefühlte Überforderung und den Kontrollverlust, wenn man tiefer in das eigene Selbst blickt. Wenn die schlummernden Träume und Traumata sichtbar werden, ist alles anders und in Bewegung, man befindet sich in einem Schwebezustand.
Genauso aber setzen sich oh alien mit gesellschaftlichen und politischen Umständen auseinander: DYWTKHA (Do You Want To Keep Him/Her Alive?) reflektiert die unerträglich-ungerechte Gleichzeitigkeit eines individuellen privilegierten Lebens und der täglichen Flut an grauenhaften Katastrophen sowie unmenschlicher Politik, die in einem Gefühl von Ohnmacht münden. Der Satz “Don’t ask me, when you wanna know anything at all” wird bebend-fragil über immer wilderen und ausufernden Synthesizern und Gitarren wiederholt, und alle Fasern des Liedes scheinen zu schreien: “Hier läuft was schief!”
Währenddessen möchte Wear the Words seine Hörer:innen dazu ermutigen, sich aus zugeschriebenen und einengenden Rollen und Orten zu befreien. Sich nicht nur von dem wuchernden Rahmenwald (“garden of frames”), der allen Normen einpflanzt, formen zu lassen, sondern eigene Worte zu tragen, die besser passen.
In wuseligen Wartezimmern, an Orten, die man meist ungeduldig wieder verlassen möchte, verweilen oh alien und knipsen Scheinwerfer an. Nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch macht sich das bemerkbar: Die Build-ups und Interludes mit ihren zarten detailverliebten Verzierungen, werden in der Musik zu zentralen Punkten. Dabei entsteht eine schimmernde Klangwelt, rau und elektrisierend, so aufregend und melancholisch wie die blaue Stunde.
Eine EP markiert auch einen metaphorischen Platz, einen Ort, einen Raum: Einen, den man sich nimmt, wenn man die Platte auflegt und zuhört, einen zu dem man hin- und dann wieder weg-streben kann, zu dem man auch zurückkehren kann. oh alien dazu: “Unsere EP soll ein Platz für die Stimmungen des Dazwischen sein. Sie soll aufreißen und aufreiben, und dann wieder zumachen und zudecken. Wir wünschen uns, dass sie dein Ort wird. It might be the place!”