28.9.2022 | 18.00 Uhr | Haus der Statistik | Otto Wald
Adresse: Otto-Braun-Straße 70-72 10178 Berlin
Programm
Siostry*Preisverleihung
Performance: Jemek Jemowit performt “Self-Possession Ritual” von Jex Blackmore
Performance: Berlin Strippers Collective
Konzert: Jemek Jemowit spielt “Best Off Jemek”
Seit der Gründung am 2. April 2016 haben Dziewuchy Berlin viele Demonstrationen, Aktionen und Ausstellungen organisiert. Wir kämpfen für die Rechte von Frauen und sexuellen Minderheiten in Polen, Deutschland und weltweit sowie für die Rechte von Migrantinnen in Berlin. Wir sind Teil vieler Bündnisse und arbeiten mit vielen Initiativen in Deutschland, Polen und international zusammen. Transnationale Solidarität ist für uns sehr wichtig. Viele Jahre lang war diese Solidarität einseitig, und wir als polnische Frauen, die in Berlin leben, arbeiten wir daran, eine wechselseitige Beziehung aufzubauen, einen Paradigmenwechsel herbeizuführen und die Position der polnischen Migrantinnen in Berlin zu stärken. Wir wurden 2018 mit dem Green Pussyhat Preis und 2021 mit dem Clara Zetkin-Preis ausgezeichnet.
Die Zeit ist gekommen, dass wir unsere Schwestern* (Siostry) ehren. Im Jahr 2022 werden zum ersten Mal die Dziewuchy-Berlin-Preise für gute deutsch-polnische Schwesternschaft und feministische Zusammenarbeit vergeben. In Februar haben Dziewuchy Berlin einen Vertrag über Gute Schwesternschaft und Feministische Zusammenarbeit geschrieben der die Grundlage für der Siostry* Preis. Bei den Preisen handelt es sich um originelle handgezeichnete künstlerische Zeichnungen und selbstgemachtes Dziewuchy Getränk für alle Nominierten. Es sind keine finanziellen Preise vorgesehen. Aufgrund des Krieges in der Ukraine haben wir die Ausschreibung bis zum 12.6.2022 verlängert. Die Preisverleihung findet am 28. September 2022 statt, dem Internationalen Tag des sicheren Schwangerschaftsabbruchs. Jedes Jahr veranstalten Dziewuchy Berlin an diesem Tag Demonstrationen, aber dieses Jahr wird es eine ehrende und ermächtigende Veranstaltung sein, um Schwesternschaft und Zusammenarbeit für Frauen- und LGBT-Rechte aufzubauen.
Die Preisverleihung sollte eigentlich am 8. März dieses Jahres stattfinden, aber der Krieg in der Ukraine hat die Pläne der Aktivistinnen von Dziewuchy Berlin geändert. Viele Menschen haben auf den offenen Aufruf reagiert – rund 20 Einzelpersonen, Aktivistengruppen und Kollektive aus Deutschland, Polen und der Welt sowie eine Radioredaktion wurden für den Preis nominiert.
Die Preisverleihung und Konzert finden im Kunstinstallation von Anna Krenz – der Botschaft der Polinnen* – statt. Es ist eine flexible, temporäre mobile Pop-up-Rauminstallation aus Spitzenwänden, ohne festen Wohnsitz. Die Eröffnung der Botschaft der Polinnen* fand im Juni 2020 im Haus der Statistik in Berlin statt. Bei der Preisverleihung im Haus der Statistik werden Einzelpersonen und Kollektive geehrt, die sich für die grenzüberschreitende feministische Zusammenarbeit einsetzen. Eingeladen sind auch Gäste – Nominierte für den Preis sowie mitarbeitende KünstlerInnen* an einem performativen Gespräch teilzunehmen. Außerdem wird die Performance “Self-Possession Ritual” von Jex Blackmore zu sehen sein- eine rituelle Meditation, die sich auf die Heilung unserer sexuellen Körper, die Verfeinerung der Sinnlichkeit und die Befreiung des Physischen vom Politischen konzentriert.
Die Arbeit von Jex Blackmore wird unter Leitung der Künstler:in von Jemek Jemowit durchgeführt.
Für gute Stimmung sorgen eine Show des Berlin Strippers Collectives und ein abschließendes Konzert von Jemek Jemowit.
Dziewuchy Berlin
Dziewuchy Berlin ist ein queer-feministisches Kollektiv, das sich für die Rechte von Frauen* und LGBT+ in Polen, Deutschland und im Ausland einsetzt. Die erste und bisher größte Demonstration in Solidarität mit Frauen* in Polen war der von Dziewuchy Berlin organisierte Schwarze Protest (Schwarzer Montag) am 3. Oktober 2016, der ersten Demonstration unter der Herrschaft von der Partei Recht und Gerechtigkeit (PIS), herausstellte die Regierung davon abhielt ein Gesetz zu verabschieden, das den Zugang zu Schwangerschaftsabbruch einschränkt. Seitdem organisierte das Kollektiv viele Proteste, Aktionen und Performances, nahm an Diskussionen teil, hielt Vorträge und Präsentationen. Seit dem 8.3.2019 finden unsere Aktionen #IchStreike und #GlobalScream in ganz Deutschland und in anderen Länder statt. Dziewuchy setzen sich auch für die Abschaffung der Paragraphen 218 und erfolgreich 219a in Deutschland. Das Kollektiv ist ohne Hierarchie organisiert, die Mitgliederinnen sind unterschiedlich in Bezug auf Beruf, Alter und Interessen, aber sie sind gleichberechtigt und verfolgen die gleichen Ziele.
Jemek Jemowit
Der 1986 in Gdynia geborene Ziemowit Nowak ist besser bekannt als sein Alter Ego, der Gothic-Glam-Underground-Musiker Jemek Jemowit. Als Jemowit trat er bereits auf renommierten Festivals wie dem Berliner Pop Kultur (2017), dem Steirischen Herbst in Graz (2018) und dem kultigen Fusion Festival (2019) auf. Seine Veröffentlichungen wurden von Publikationen wie Vice und den deutschen Rundfunkanstalten ARD und WDR beachtet. Seine musikalischen Projekte zeichnen sich durch ihren politischen und konzeptionellen Ansatz aus und wurden institutionell gefördert, u.a. durch das Musicboard Berlin, die Oder-Partnerschaft und Kulturprojekte Berlin.
2011 erschien sein Debütalbum „Zemsta“ (dt.: Rache) auf dem griechischen Label Fabrika Records. Mit „Tekkno Polo“ erschien 2013 das zweite Mini-Album von Jemowit als Kassette, CD und Download auf dem polnischen Indie-Label Oficyna Biedota. In seinem Rap-Debüt „Jemek Jemowit is Doktor Dres“ bewegt er sich zwischen Old-School-Hip-Hop, Trap und EBM-Sounds mit anarchisch-dadaistischen Texten. Das neonpinke Vinyl wurde 2015 auf dem Berliner Label Martin Hossbach veröffentlicht. Auf der EP „wróg publiczny no. 1“ (dt.: Staatsfeind Nummer 1) kehrte Jemek Jemowit 2016 zu seinem Tekkno-Polo-Thema zurück, aggressiver und antipatriotischer, passend zur politischen Situation in Polen. Unmittelbar nach seinem 10-jährigen Jubiläum konvertierte er zum lebensbejahenden Teufelsanbeter und schuf mit seiner dritten Studioproduktion „Das Satanische Album“ eine Punk-Predigt mit treibenden Dance-Electro-Beats. Die LP erschien 2018 auf Cleopatra und Reverend Campanelli auf allen bekannten Streaming-Portalen und 180 Gramm Vinyl. Ebenfalls auf Reverend Campanelli Records wurde die remasterte Protestsong-Duologie „Tekkno Polo x wróg publiczny no. 1“ 2020 veröffentlicht. Mit „Legenda Zygmunt Blask“ (dt.: die Legende von Zygmunt Blask) erzählt Jemek Jemowit 2021 die Geschichte des polnischen Glam-Rockers Zygmunt Blask in einer Rockoper. Das Album entführt uns in das kommunistische Polen der 1970er Jahre und wirft Fragen zur heutigen gesellschaftspolitischen Situation des Landes auf.
Diskografie (Alben)
2011 ZEMSTA (Fabrika)
2015 JEMEK JEMOWIT IS DOKTOR DRES (Martin Hossbach)
2019 DAS SATANISCHE ALBUM (Cleopatra, Reverend Campanelli)
2020 TEKKNO POLO LP (Martin Hossbach, Reverend Campanelli)
2021 LEGENDA ZYGMUNTA BLASK (Atypeek Music)
Jex Blackmore
Botschaft der Polinnen*
Anna Krenz
geboren 1976 in Poznań, Polen, ist Künstlerin, Illustratorin, Redakteurin und Aktivistin. Sie hat Architektur an der Posener Universität für Technologie studiert und anschließend Environment & Sustainable Design an der Architectural Association in London. Seit 2000 Mitgliederin des Sinus_3 female architecture design studio, wo sie Performances, Videos und Installationen mit Bezug auf nachhaltige Architektur und urbane Theorie im öffentlichen Raum realisiert. Für 9 Jahre war sie Inhaberin der Galerie ZERO in Kreuzberg (Berlin), einer Ausstellungs- und Austauschplattform für osteuropäische Künstler:innen mit Schwerpunkt auf polnischer zeitgenössischer Kunst. Seit 2001 arbeitet sie für Nordic Folkecenter for Renewable Energy in Dänemark. Seit 2001 arbeitet sie mit dem dänischen Zentrum Nordic Folkecenter for Renewable Energy. Im Jahr 2013 veröffentlichte er ein zweibändiges Buch „Wind Power for the World. The Rise of Modern Wind Energy“ und „Wind Power for the World. International Reviews and Developments“. (erschienen bei Pan Stanford, Singapur, 2013), dessen Mitherausgeberin sie war (mit Preben Maegaard und Wolfgang Palz).
Anna Krenz ist Gründerin und Mitgliederin der Berliner Initiative Dziewuchy Berlin (Gründung April 2016), die Initiatorin des Polnischen Frauenrates (International Council of Polish Women+). Als Künstlerin beteiligt sie sich mit künstlerischen Mitteln an verschiedenen Protesten und Aktionen in Berlin. Durch Performances und Interventionen im Raum verbindet Krenz Politik mit Kultur, nicht nur in Galerien, sondern auch auf der Straße. Die Performance als politisches und aktivistisches Instrument ermöglicht es ihr, ein größeres Publikum zu erreichen und hybride Theaterformen zu entwickeln (“Instant theatre”). Während der Covid-19 Lockdown, als die Theater in Berlin geschlossen waren, konnten sich die Menschen nur zu Demonstrationen versammeln, da die Krenz oft in Spektakel umgewandelt oder mit Performances ergänzt wurde. Alleinerziehende Mutter, lebt und arbeitet seit 2003 in Berlin.
Berlin Strippers Collective
Das Berlin Strippers Collective ist ein selbstorganisiertes feministisches Kollektiv von Stripperinnen mit Sitz in Berlin. Das Kollektiv wurde im November 2019 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, eine Plattform zu schaffen, auf der Stripperinnen ihre Veranstaltungen organisieren und sich unabhängig von ausbeuterischen Stripclub-Managern eine Einkommensquelle schaffen können. Mit ihren Veranstaltungen wollen sie eine Diskussion über Sexarbeit anstoßen, die Branche entstigmatisieren und sich für ihre Entkriminalisierung einsetzen. Gleichzeitig bietet das Kollektiv die Möglichkeit, die kreative Seite des Berufs zu erkunden und eine Gemeinschaft und Unterstützung zu schaffen. Mit ihren Performances bietet das BSC sexy, sinnliche, freche Kunst mit einer politischen Nuance!