1. Wie lange gibt es das Festival schon? 

Bereits seit 2013. Wir feiern dieses Jahr 10-jähriges Jubiläum

  1. Erzählt mal ein bisschen was über euch selbst, damit die Leser:innen euch kennenlernen. 

Die Gründer der „Wurzel“ sind Chris und Dragan – liebevoll auch „Wurzelopis“ genannt. Beide haben Anfang der 2000er Jahre Clubveranstaltungen in Berlin gemacht. Irgendwann kam Ihnen in den Sinn, dass es vielleicht besser wäre, zusammen Partys zu machen, als sich gegenseitig die Gäste zu klauen.  

Anfangs haben noch viele Freunde und Familienmitglieder bei den Veranstaltungen und Open Airs ausgeholfen. Mittlerweile gibt es feste Arbeitsplätze und wir haben ein junges und dynamisches Team. Wobei man eigentlich bei unserer „Arbeit“ nicht von einem klassischen Job sprechen kann. Alle hängen sich mit einer unglaublichen Leidenschaft rein und machen das eher aus einer Art Berufung heraus – mit der man am Ende des Monats auch noch seine Miete bezahlen kann – toll!

Und einmal im Jahr ist dann natürlich das große Highlight: Das große Wurzel-Familientreffen. Das fängt bereits schon ca. 8 Wochen vor dem Festival an, wenn alle Kollektive, Aufbaucrews und Helfer*innen von überall her in den Secret Forest kommen und gemeinsam das Wurzelfestival zu dem machen was es ist!

  1. Wie und warum ist das Festival entstanden? 

IRGENDWIE HATTEN WIR DEN DRANG NACH FREIHEIT

2012 fing es in Berlin an… Wir hatten keine Lust mehr auf die üblichen Clubveranstaltungen. Kurzentschlossen mieteten wir uns eine Anlage und einen Generator, fragten unsere Freunde wer musizieren will und starteten unser erstes „Zurück zu den Wurzeln Free Open Air“. Aus der Einmaligkeit wurde die Regel und so trafen wir uns regelmäßig an verschiedenen schönen Orten in und um Berlin – verbrachten gemeinsam schöne Stunden. Die Wurzelfangemeinde wuchs immer mehr und aus den 30 Wurzelkindern vom ersten Open Air wurden bald hunderte, die uns besuchten.

Der Wunsch wurde stärker auch mal länger miteinander zu feiern: wir starteten unser erstes mehrtägiges Wurzel-Open Air auf einem alten Industriegelände. Wir sind immer noch ziemlich stolz, dass wir über 70 Stunden feiern konnten, bis die Polizei uns entdeckte.

Nach den vielen positiven Erfahrungen, die wir bei unseren Open Airs sammeln konnten, wollten wir einfach mehr Zeit legal mit unseren Wurzelkindern verbringen und so entstand unser „Zurück zu den Wurzeln“-Festival. Von Anfang an haben wir versucht, den Spirit unser Wurzel-Open Airs mit auf unser Festival zu übertragen. Wir binden unsere Gäste/Wurzelkinder schon seit Stunde Null in die Planung mit ein und sind inzwischen ein echtes Mitmach-Festival geworden.

Mittlerweile sind wir von Open Air-Freunden zu Festivalveranstaltern geworden, was für eine Reise. Dabei sind wir noch immer die Jungs und Mädels von nebenan und versuchen den Spirit der Free Open Airs auch bei den Festivals beizubehalten.

  1. Was ist 2023 euer persönliches Booking Highlight? 

Puh – schwierige Frage. Bei über 10 Floors und insgesamt über 200 DJs und Künstler*innen würde wahrscheinlich jeder aus unserem Team etwas anderes antworten 😊

  1. Wie sieht es mit den Kosten aus? Sind die spürbar gestiegen (Personal,  Miete, Energie)  und hat sich das auf Ticketpreise ausgewirkt? 

Wir haben mit Preissteigerungen in utopischen Höhen zu kämpfen. Da fällt es manchmal nicht leicht, positiv in die Festivalzukunft zu blicken, wenn die dritte Preiserhöhung innerhalb kurzer Zeit ins Büro flattert. Nichtsdestotrotz sind wir mehr als stolz darauf, dass wir unsere Ticketpreise im Vergleich zum letzten Jahr nicht erhöhen mussten. Wir haben an vielen Stellen den Rotstift angesetzt und haben intensiv mit Partner*innen und Dienstleister*innen verhandelt. Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen, damit die Kultur überleben kann.

Eine ganz andere Herausforderung ist aktuell das veränderte Kaufverhalten der Gäste. Wenige planen noch für mehrere Monate im Voraus, alles ist schnelllebiger und hektischer geworden. Die Gäste legen sich nicht mehr gerne fest. Dabei ist es für uns essentiell wichtig, eine Planungsgrundlage zu haben und damit natürlich auch Planungssicherheit. Wir haben dafür offen und ehrlich mit unserer Community kommuniziert und sich auf offene Ohren gestoßen. Dadurch konnten wir uns eine etwas sicherere Ausganslage schaffen. Vielen Kolleg*innen kleinerer Festivals, die ehrenamtlich und durch große Selbstausbeutung organisiert werden geht es leider nicht so. Also wenn ihr könnt: Kauft euch auch ein Ticket für diese Festivals und sichert deren Überleben.

  1. Was war die schwerste Aufgabe im Vergleich zum Vorjahr, wenn es überhaupt  etwas gab. 

Eine Mammutaufgabe ist aktuell die starke Inflation. Die trifft natürlich auch unsere Gäste und auch sie haben weniger Geld zur Verfügung. Da wird oft leider an besonderen Dingen wie z.B. einem Festivalbesuch gespart. Wir haben aber natürlich eine gewisse Gästezahl kalkuliert, die wir erreichen müssen, damit alles profitabel bleibt und es auch die Wurzel im nächsten Jahr noch gibt.

  1. Gibt es eine Förderung und wie könnt ihr sie effektiv nutzen? 

In den letzten Jahren gab es durch Corona die Unterstützung der Initiative Musik mit Neustart Kultur 1 und 2. Diese Hilfen waren überlebenswichtig für uns. In diesem Jahr gibt es leider keine Förderungen mehr, die sich auf das gesamte Festival beziehen für uns. Eine kleine Unterstützung für unsere Herzensangelegenheit die Inklusion stellt die Förderung vom Musicboard Berlin dar, die uns finanziell bei den zahlreichen Barrierefreiheitsmaßnahmen sowie der Umsetzung unseres Inklusionscamps unterstützen.

  1. Müsst ihr um Acts kämpfen um sie zu bekommen und wie lange plant ihr im  Voraus? 

Wir machen den sogenannten „Headlinertrend“ nicht mit. Wir buchen unsere Musikant*innen auch nicht nach „Klickzahlen“ in den sozialen Netzwerken. Das Wurzelfestival lebt von der musikalischen Unterstützung von alten und neuen Freund*innen. Wir haben jedes Jahr eine gute Mischung von musikalischen Urgesteinen, die wahrscheinlich schon zu Beginn der Technoära die ersten Platten gedreht haben und jungen Nachwuchskünstlern. Es ist uns egal, wie lange jemand hinter dem DJ-Pult steht, ob nun 20 Jahre oder seit gestern um 07:45 Uhr. Hauptsache unsere Künstler*innen beherrschen ihr Handwerk, lieben es und fühlen die Musik. Wir sind die letzten 10 Jahre super mit dieser Philosophie klargekommen und haben auch nicht vor das zu ändern. Mal so Hand aufs Herz, ist es nicht schön auf eine musikalische Reise geschickt zu werden und sich wohl zu fühlen, ohne vorher zu wissen wer das da hinter dem Pult ist?

  1. Was wünscht ihr euch für die kommenden Jahre?

Wir wünschen uns, dass die kulturelle Vielfalt auch in den kommenden Jahren erhalten bleibt. Damit einher geht der Wunsch, dass auch kleinere Festivals überleben und alle ihren Platz in der Festivallandschaft finden.

Unser ganz persönlicher Traum wäre eine subkulturelle Spielstätte für alle, ein Ort, an dem Subkultur gelebt werden kann und sich jeder willkommen und zu Hause fühlt. Verhandlungen und Gespräche mit dem Land Brandenburg laufen dazu bereits 😊

  • Zeltplatz öffnet am 08.06.23 um 12 Uhr
  • Musik startet am 08.06.23 um 18 Uhr – nonstop bis zum 11.06.23 um 18 Uhr