Kann ein Song eine Umarmung sein? Das ist eine der Fragen, der sich das Pop-Kultur Festival vom 30. August bis 1. September 2023 stellen wird.Mit den Soul-Hymnen des Berliner Überraschungserfolgs A Song for You ist die Antwort schon mal eindeutig ja. Bei ihrem Auftritt kommen rund 40 Berliner Sängerinnen und Tänzerinnen zusammen. Das Publikum wird durch starke Stimmen, Vogueing und Ballett interaktiv in eine musikalische Umarmung aufgenommen. Das Chor-Performance-Projekt changiert zwischen Neo-Soul, Hip-Hop, R&B und vereint in der extra für Pop-Kultur konzipierten Commissioned Work viele Themen, die auch das Festival beschäftigen: Das Eigene im Gemeinsamen feiern, und zu einer neuen Form weiterentwickeln – Togetherness als Möglichkeitsraum, der auch Zuflucht bedeutet angesichts äußerer, realer Krisen.
»Pop-Kultur wartet in diesem Jahr mit kollektiv-spielerischen Formen der Kreativität auf, die sich unter anderem in Konzerten, Auftragsarbeiten und Talks sowie Workshops präsentieren«, sagt die Leiterin des Festivals und Geschäftsführerin des Musicboards Berlin, Katja Lucker. Das internationale popkulturelle Zusammensein wird einmal mehr über drei Tage auf dem gesamten Gelände der Kulturbrauerei stattfinden. Dabei haben unter anderem die honduranisch-amerikanische Synth-Pop-Musikerin Empress Of, die israelischen IndieStars Lola Marsh, die nigerianische »Baby Riddim«-Afrobeats-Durchstarterin Fave, Drag Syndrome, als weltweit einziges aus Drag Kings und Queens mit Down-Syndrom bestehendes, professionelles Ensemble, oder die elektropoppigen Junior Boys aus Kanada zugesagt. Bei Pop-Kultur treffen sie auf Berliner Künstlerinnen wie Prince Emrah, eine Performancekünstlerin, die mit Drag und Bauchtanz das Publikum in den Bann zieht, die auch als Journalistin bekannte Songwriterin (Ariana) Zustra oder Mulay, die R&B experimentell aufmischt. Hip-Hop ist unter anderem vertreten durch den Hamburger Conscious-Rapper Ansu, den türkisch-kurdisch-armenischen Nachwuchsstar BRKN aus Kreuzberg, den Kölner Albi X, der seine kongolesischen Wurzeln in tanzbaren Afro-Trap verwandelt, und das Nachwuchs-Rapperinnen-Duo pape aus Offenbach. Für die richtige Mischung im Programm sorgen auch 2023 das kuratorische Dreiergespann aus Pamela Owusu-Brenyah, Christian Morin und Yeşim
Duman sowie Pamela Schlewinski, die für die Umsetzung der Commissioned Works verantwortlich zeichnet.
Stimmlich-gemeinschaftlich-intensiv befindet sich neben A Song for You ein weiteres Chorprojekt im Programm, das Katharina Kollmann aka Nichtseattle mit ihrer Commissioned Work »Haus aus Papier« als musikalisch-soziales Engagement mit in den Prenzlauer Berg bringt: Einen Pankower Kiezchor mit 20- bis 70-jährigen Mitgliedern, deren Stimmen die »Kommunistenlibido«-Sängerin Kollmann in erfrischende, neue Zusammenhänge stellen wird.
Dass Gemeinschaft auch durch vertraut-rauchendes Abhängen entsteht, zeigt überzeugend Garagen Uwe alias Jannis Kleiß mit seiner Commissioned Work. Dafür bittet er im Wechsel Stella Sommer, Drangsal, Max Rieger und Charlotte Brandi aufs lässige Garagensofa, Publikumssitzkissen inklusive. Und Anika verwandelt das Kesselhaus mit ihrer Commissioned Work »Lost Voices« in einen Raum für Stimmen, die sonst kein Gehör finden. Die ewige Coolness-Pächterin Fuffifufzich (dieses Mal ebenfalls mit einer Commissioned Work dabei) und die Kreuzberger Rapperin Wa22ermann werden erneut das Pop-Kultur-Publikum begeistern, das letztes Jahr ihre Performances wild in der Çaystube abfeierte. Der von Yeşim Duman kuratierte Safer Space, der gleichzeitig als performative Installation fungiert, wartet wie immer unprätentiös, frei zugänglich und im leger-solidarischen Modus mit neuen spannenden Acts wie der queeren australischen Elektropop-Sängerin Banoffee oder der zwischen den Genres wandelnden Singer-Songwriterin EVîN auf.
Für Togetherness im Rahmen von Workshop-Formaten und Live-Austausch steht darüber hinaus der »Pop-Kultur Nachwuchs« für 250 junge, internationale Talente. Im Austausch mit Macherinnen aus Wirtschaft, Politik und der Musikbranche können sie so an den nächsten Karrieresteps feilen. Den Nachwuchs koordiniert zum ersten Mal die Artist-Managerin Sonja Lunau. Die Bewerbungsphase startet am 27. April 2023 über nachwuchs.pop-kultur.berlin/. Für die musikalische Einstimmung im Vorfeld des Festivals sorgt wieder »Pop-Kultur lokal« als Plattform für unabhängige Veranstalterinnen mit ihren Events.
Die Jury aus Michael Aniser, Anton Teichmann (Mansion & Millions), Danielle Rahal aka DJ Lolsnake (Weeeirdos) & Nadine Moser (Pop-Kultur) hat dafür bereits die Veranstaltungskonzepte ausgewählt. Die erste »Pop-Kultur lokal«-Veranstaltung geht am 18. Mai 2023 über die Bühne: »Sonic Boatany by Unrush«, ein inklusiv geplantes Open-Air-Ambient-Event im Backsteinboot Insel Eiswerder abseits des Stadttrubels
am Feiertag.
Auditive Eindrücke von Pop-Kultur 2023 gibt es bereits jetzt über die offizielle Festival-Playlist auf Spotify.
Festivalpässe kosten 70 Euro zzgl. VVKGebühr.
Konzerte und Commissioned Works (CW) von: 21 downbeat / Aili / Aksak Maboul / Albi X / Anika: »Lost Voices« (CW) / Ansu / ARXX / ARY / A Song For You (CW) / Banoffee / BRKN / C’est Karma / Casey MQ / Codeine / Crack Cloud / cumgirl8 / Das Kinn / Dina Summer / Drag Syndrome / ERRORR / Empress Of / EVÎN / Fave / Fishbach / Free Love / Fuffifufzich (CW) / Garagen Uwe (CW) / Get Jealous / Indigo Sparke / J. Vague / Junior Boys / Karl Vento / Lola Marsh / Meagre Martin / mui zyu / Mulay / Nashi44 / Nichtseattle: »Haus aus Papier« (CW) / pape / Prince Emrah / Robert Kretzschmar / Rosa Anschütz / Sofie Royer / Sophia Blenda / Stella Sommer / The Düsseldorf Düsterboys / Tigre Bleu / Wa22ermann / Walter Astral / Zainab Lax / Zustra
Pictures:
- Codeine_by-Daniel_Bergeron
- dina_summer_by_bastian_bochinski
- EVIN-by-Elena-Kasnatschejew
- Drag-Syndrome_press_picture
- Lola-Marsh_press_picture_by-Samantha-Annis
- anika_by_svengutjahr