Wie lange gibt es das Festival schon?
Das Golden Leaves Festival gibt es seit 2012, durch die Corona-Pause feiern wir in 2023 nun unsere 10. Ausgabe.
Erzählt mal ein bisschen was über euch selbst, damit die Leser:innen euch kennenlernen.
Das Festival entstand aus einer Wohnzimmerkonzert-Reihe heraus, die ich im Zuge meiner geplanten Master-Arbeit an der Hochschule Darmstadt auf ein Festival-Konzept adaptiert habe. Das Festival existiert seitdem, auch wenn ich nie meinen Master abgeschlossen habe. Seitdem hat sich das Festival jedes Jahr gewandelt und wir haben immer wieder das Konzept angepasst – auch nach 9 Ausgaben steht jedoch für uns die Liebe zur Musik klar im Mittelpunkt, weshalb wir den Einlass nur bis die erste Band spielt machen, es keine Überschneidungen gibt und wir auch ansonsten versuchen unsere Acts, die alle für uns Headliner sind, zu supporten. Über die Jahre sind wir organisch gewachsen, von 200 Besuchern pro Tag zu mittlerweile 3500 Besuchern pro Tag, bis Corona war jede Ausgabe komplett ausverkauft, unsere Rückkehr in 2022 war zwar nicht ausverkauft, aufgrund eines 3. Festival-Soli-Tages hatten wir aber einen Ticket-Rekord.
Wie und warum ist das Festival entstanden?
Wir hatten zu dem Zeitpunkt eine Wohnzimmerkonzert-Reihe, die wir mit unserem Projekt Bedroomdisco (Radio-Sendung bei Radio Darmstadt, Web-Blog, Acoustic-Sessions bei Youtube, DJ-Set…) in Darmstadt und Umgebung veranstaltet haben – und als Veranstalter zieht es einen immer irgendwann nach draußen, um größere Konzerte zu veranstalten und ggfs. auch etwas zugkräftigere Acts buchen zu können. Im Rahmen meines Master-Projekts hatte ich dann den Plan die Konzept-Punkte der Reihe (geheimer Ort, nur wer sich anmeldet, erfährt wo das Festival stattfindet und kommt rein, Einlass gegen Spende) auf ein Festival-Format anzuwenden – nach 9 Ausgaben sind zwar viele Konzept-Punkte aufgrund der hohen Infrastruktur-Kosten nicht mehr tragbar, aber auch im 10. Jahr haben wir noch konzeptionelle Punkte, die uns wichtig sind, um den Wert von Musik und Kultur weiterhin zu stärken und zu fördern.
Was ist 2023 euer persönliches Booking Highlight?
Hm, das ist für uns ziemlich schwer zu sagen, da wir nur Bands buchen, die für uns etwas besonderes sind – jeder Act ist in unserem Line-Up Headliner, weshalb wir auch durch den begrenzten Einlass den Besuchern die Möglichkeit geben wollen sich durch den Tag treiben zu lassen und Acts zu entdecken, die sie ggfs. sonst vorher nicht auf dem Schirm hatten. Aber wenn wir uns festlegen müssen – wir freuen uns sehr auf den schottischen New Soul-Newcomer Joesef, der mit seinem diesjährigen Debütalbum bei uns auftritt, da es auch eine der wenigen Deutschland-Shows des Acts ist…ich glaube bisher spielt er gar kein anderes Festival in Deutschland bisher.
Wie sieht es mit den Kosten aus? Sind die spürbar gestiegen (Personal, Miete, Energie) und hat sich das auf Ticketpreise ausgewirkt?
Natürlich sind viele Kosten gestiegen, das macht leider bei Festivals keinen Halt. Viele internationale Bands sind aufgrund der hohen Kosten für Reisen und Co auch einfach viel teurer geworden, weshalb wir dieses Jahr eher den Schwerpunkt auf deutsche Acts gelegt haben, wir haben auch etwas das Booking-Budget gekürzt und auch die zweite Bühne gestrichen, dafür die Spielzeit pro Tag verlängert, um weiterhin annähernd die gleiche Act-Zahl anbieten zu können (dieses Jahr 7 statt 8 wie 2022). Damit konnten wir genug Geld einsparen, um die Preise auf dem Niveau von der letzten Ausgabe zu halten, da wir die Preise wenn irgendwie möglich nicht erhöhen wollten, damit sich weiterhin Studenten und Familien das Festival leisten können – was wir bei Preisen ab 44,20 Euro für ein Tagesticket (was teilweise unter den Einzel-Preisen unserer Headliner für eine Show in der Region liegt) hoffen.
Was war die schwerste Aufgabe im Vergleich zum Vorjahr, wenn es überhaupt etwas gab.
Aufgrund der Pandemie und auch da wir letztes Jahr kurzfristig das Gelände wechseln mussten wegen Waldbrand-Gefahr, haben wir einen finanziellen Rucksack auf, mussten leider auch alle Mitarbeiter entlassen – und kehren in 2023 wieder zu den Wurzeln mit einem ehrenamtlichen Orga-Team zurück. Das bedeutete natürlich erstmal wieder viel Umstrukturierungen, viele neue Aufgaben mit denen man vorher vielleicht nicht so viel zu tun hatte und man groovt sich gerade wieder in vielen Bereichen neu ein…aber letztlich merkt man auch, dass ein neuer Ruck durch das Team geht, viele neue Ideen entstehen und man zusammen anpackt und da auch eine neue Energie da ist, die vielleicht auch gerade nach der Pandemie nötig ist, um das Festival wieder neu zu erfinden, was eh seit jeher immer eine Aufgabe für uns war.
Gibt es eine Förderung und wie könnt ihr sie effektiv nutzen?
Aktuell gibt es leider weder vom Bund noch vom Land Hessen größere Förder-Programme, die wir nutzen können/in die wir fallen, da auch viele Corona-Hilfen ausgelaufen sind. Letztes Jahr hatten wir die Initiative Musik Förderung, die uns viel geholfen hat, auch gerade wichtige Investitionen zu tätigen, die wir hoffentlich noch einige Zeit nutzen können.
Müsst ihr um Acts kämpfen um sie zu bekommen und wie lange plant ihr im Voraus?
Das lief dieses Jahr nachdem wir den Fokus auf deutsche Acts gelegt haben, glücklicherweise wie geschmiert und selbst für uns überraschend schnell, da wir das Line-Up in grob 6-8 Wochen fertig hatten und schon Ende Januar alle Acts gebucht hatten. Das war so auch für uns ein Novum, aber hilft uns natürlich auch sehr in der Bewerbung und Planung. So gesehen haben die meisten Acts direkt bei uns zugesagt und wir mussten häufig gar nicht unsere 2. Option angehen – das war auch schon nach den problematischen letzten Jahren ein tolles Gefühl, dass die Bands und Agenturen weiterhin großen Bock auf das Festival und Vertrauen in uns haben.
Was wünscht ihr euch für die kommenden Jahre?
Das wir auch die letzten Pandemie-Nachwehen bald hinter uns lassen können, mit der diesjährigen Jubiläums-Ausgabe endgültig wieder auf gesunde finanzielle Beine kommen und weiterhin in den nächsten Jahren mit unseren treuen Besuchern und unserem tollen Team im engen Austausch jährlich ein besonderes Wochenende verbringen und damit den goldenen Herbst einläuten können. Allgemein hoffen wir auch, dass sich die Situation für Bands und Musiker*innen verbessert und kleinen Newcomer-Bands wieder mehr Chancen eingeräumt werden, gehört zu werden.
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Festival Start und Ende: Sa/So Einlass 12:00 Uhr, Beginn 14 Uhr – Ende Sa 22:00 Uhr / So 22:30 Uhr
Playtimes der Artists erst auf dem Gelände
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Fotos: Sebastian Madej