Wie lange gibt es das Festival schon?


Da muss ich überlegen… also auf jeden Fall schon ziemlich lange! Seit 2010, denn wir haben nach dem ersten Festival ja nochmal ein Jahr Pause gemacht und dieses Jahr freuen wir uns auf das dreizehnte 3000Grad Festival.

Erzählt mal ein bisschen was über euch selbst, damit die Leser:innen euch kennenlernen.


Wir sind ein Künstlerkollektiv aus Mecklenburg, das seine kreativen Visionen durch verschiedene Labels, eine Künstler Agentur, in vielen verschiedenen Party-Formaten und natürlich auf unserem geliebten 3000Grad Festival auslebt! Wir sehen uns auch als eine Art Familie, denn zu unserem Team gehören ganz viele tolle Menschen, die sich teilweise schon seit langer Zeit kennen. Angefangen hat alles Mitte der 90er Jahre, da haben wir die Techno und House-Welle gewissermaßen zu uns aufs Land geholt. Begeistert und inspiriert vom Sound der Großstadt, die nur eine gute Stunde von hier entfernt ist, haben wir angefangen, selbst elektronische Tanzveranstaltungen zu organisieren. Im Jahr 1998 fand unsere erste „SOS“ Party statt, im Kulturhaus in Neustrelitz – da kamen spontan 400 Gäste. Das war für damalige Verhältnisse ziemlich amtlich und deshalb sind wir darauf bis heute ein bisschen stolz! Danach sind wir mit dieser Partyreihe aufs Gelände des Fusion Festivals, in Lärz, direkt hier um die Ecke, gezogen. Dort fand im Februar auch das 25-jährige Jubiläum der SOS statt. Wo wir gerade in Lärz sind: Wir durften auf der Fusion seit vielen Jahren ein kleiner Teil dieses großartigen Festivals sein. Wir haben einige Jahre die Seebühne mit gestaltet und seit einigen und seit ein paar Jahren machen wir nun das Sonnendeck. Neben Partys und Showcases überall im Land betreiben wir auch die Labels 3000Grad Records und Acker Records, beide mittlerweile mit diversen Sub- Labels. Und wir haben eine eigene Booking-Agentur.

Wie und warum ist das Festival entstanden?


Unser 3000Grad Festival bringt all das zusammen, was wir seit den 90er Jahren gelebt und geliebt haben: Ganz viel verschiedene Musik in all ihren Facetten, mit all ihren Rhythmen und Grooves, handgespielt und elektronisch; Unsere Liebe zum Surrealen und zum Grotesken, die durch
Bühnenbilder, Dekoration und nicht zuletzt durch viele Performance Acts und die eine oder andere Theateraufführung zum Ausdruck kommt; unsere Liebe zum Wald und zum See; und natürlich unsere „Familie“, also all die tollen Menschen, die wir durch all das im Laufe der Jahre kennen lernen durften. Es war eine logische Entwicklung, eine Utopie, die irgendwann einfach wahr werden musste und immer wieder aufs Neue wahr wird. Aber das 3000Grad Festival ist heute noch mehr: Unser ständig wachsendes Workshop Programm soll in diesem ganz besonderen Rahmen etwas vermitteln, das die Besucher/innen mit nach Hause nehmen können – etwas, das die Welt auch langfristig ein kleines bisschen besser macht.

Was ist 2023 euer persönliches Booking Highlight?


An ein paar Highlights sind wir noch dran… Was die bereits bestätigten Acts angeht, ist es schwierig, eine Auswahl zu treffen – denn wir halten sie natürlich alle für sehr talentiert und einfach großartig. Spontan fallen mir zum Beispiel Mira und Chris Schwarzwälder ein, die ja sehr beliebt sind… aus gutem Grund! Norlyz machen einen super dynamischen Spagat zwischen elektronischer Tanzmusik und Band, die Show ist immer wieder umwerfend. Andy’s Echo, der elektronische Singer-Songwriter aus unserer 3000Grad Familie, setzt mit jeder Show noch einen drauf – so wie auch jPattersson, der seit Jahren immer wieder abliefert und sich dabei immer weiter entwickelt. Acid Flora Rauschhaus und sind zwei spannende, hochgradig talentierte Neuzugänge bei uns in der Booking Agentur… Etwas allgemeiner gesprochen freuen wir uns auf ein sehr, sehr breit gestecktes Spektrum elektronischer Tanzmusik, und von Bands bis Drum’n’Bass, von House bis Disco, von Dub bis Downtempo ist alles mit dabei!

Wie sieht es mit den Kosten aus? Sind die spürbar gestiegen (Personal, Miete, Energie) und hat sich das auf Ticketpreise ausgewirkt?


Das ist ein sehr großes und sehr ernstes Thema, ja. Wir nehmen da kein Blatt vor den Mund: Die Kosten fliegen uns um die Ohren! Im Großen und im Kleinen, da geht es auch um Dinge, die im Trubel gerne übersehen werden, wie etwa Dixi-Klos oder Bauzäune… Wir können und möchten diese Preissteigerungen in allen Bereichen aber nicht einfach an unsere Besucher/innen weitergeben und haben uns entschieden, die Tickets dieses Jahr nicht teurer zu verkaufen. Dafür müssen wir allerdings ein paar mehr Tickets verkaufen, und an der einen oder anderen Stelle trotzdem auch Einsparungen und Kürzungen vornehmen.

Was war die schwerste Aufgabe im Vergleich zum Vorjahr, wenn es überhaupt etwas gab?


Alles, was wir zur letzten Frage gesagt haben, war und ist eine sehr schwere Aufgabe. Wobei wir uns, im Vergleich zu anderen Veranstalter/innen, in einer vergleichsweise guten Situation wägen. Unserer treuen Festival-Familie sei Dank! Aber wir verkaufen die Tickets halt nicht mehr in drei Tagen, wie es vor einigen Jahren mal der Fall war – das dauert jetzt schon deutlich länger.

Gibt es eine Förderung und wie könnt ihr sie effektiv nutzen?


Ja, es gibt aktuell zumindest eine Form der Förderung, und dafür sind wir wirklich dankbar! Ich denke, kleine Festivals ohne Sponsoren sind ein sehr wichtiges Kulturgut und verdienen es, auch von staatlicher Seite unterstützt zu werden. Sonst ist es leider sehr, sehr schwierig.

Müsst ihr um Acts kämpfen, um sie zu bekommen und wie lange plant ihr im Voraus?


Nach dem Festival ist vor dem Festival. Im Ernst: Nach dem 3000Grad Festival gönnen wir uns ein paar Wochen Auszeit, aber dann gehen die
Vorbereitungen fürs nächste Jahr auch schon wieder los. Müssen wir um Acts kämpfen? Gewissermaßen, ja. Wir erleben es regelmäßig, dass ein Act oder die Agentur sagt: Schönes Festival, da hätte ich echt Lust! Aber es kommt dann halt leider auch vor, dass ein anderer Veranstalter mit wesentlich mehr Budget ein Angebot fürs gleiche Datum macht. Da können wir einfach nicht mithalten, und hin und wieder verlieren wir dadurch auch einen Act, den wir super gerne auf unserem Festival hätten.

Was wünscht ihr euch für die kommenden Jahre?


Etwas mehr Planungssicherheit wäre wirklich schön. Darüber hinaus: Wir wünschen uns, dass weiterhin viele Geistesverwandte aufs 3000Grad Festival kommen, die neben der vielen guten Musik auch das umfangreiche Rahmenprogramm mit Theater und Workshops zu schätzen wissen, und nicht zuletzt den Wald und den See, die das ganze einrahmen!