„Fragments“ ist Musik der Vergangenheit und der Gegenwart in einem: Einige der innovativsten MusikerInnen der internationalen elektronischen Musikszene wie Pølaroit, Joplyn, Anja Schneider, Niklas Paschburg, Fejká, Ann Clue, il:lo, Gryr, Angara, Rodriguez Jr., Marta Cascales Alimbau, Keni Sakuda, Snorri Hallgrimsson bearbeiten die klassischen Werke der französischen Komponistin Lili Boulanger.
„Fragments II“ mit 14 Remixen und Reworks erscheint am 20. 09.24 als CD, Vinyl und digital über Deutsche Grammophon. Ein zeitgenössisches Echo, eine musikalische Wiederentdeckung und Erweiterung, der sehr eigenen und persönlichen Klangwelt Lili Boulangers (1893-1918). Eines der größten musikalischen Talente ihrer Zeit.
Anja Schneiders energetischer Club-Remix von „Soir Sur La Plaine“ der franz. Komponistin Lili Boulanger gibt einen weiteren Vorgeschmack auf die „Fragments II“ Compilation.
Anja Schneider über ihren Remix: „Lili Boulangers originelles Stück „Soir sur la plaine“ hat eine bezaubernde Qualität, die sich nur schwer in Worte fassen lässt.Je mehr ich mich mit ihrem Leben beschäftigte, desto mehr wurde mir klar, dass sie eine unglaublich talentierte Künstlerin ist, die es verdient, dass man ihr mehr Aufmerksamkeit schenkt. Ich bin eine große Verfechterin der Gleichberechtigung, und wir haben noch einen langen Weg vor uns. Ihre Musik ist nicht nur eine Momentaufnahme der Herausforderungen, mit denen Frauen in der Kunst konfrontiert waren (und immer noch sind), sondern auch eine lautstarke Erinnerung daran, dass die Stimme der Frauen wichtig ist! Ich bin stolz darauf, eine Rolle dabei zu spielen, dass ihr Einfluss noch für kommende Generationen nachhallt.“
Biographie Lili Boulanger:
Lili Boulanger (1893-1918) war eine der größten musikalischen Talente ihrer Zeit. Sie wuchs in Paris in einem Umfeld auf, in dem sich ihre außergewöhnliche Begabung voll entfalten konnte. Ihre Großmutter war Sängerin an der Opéra-Comique, ihr Vater Komponist und Lehrer am Pariser Conservatoire. Ihre ältere Schwester, die eine zentrale Rolle in ihrem Leben spielte, war die berühmte Nadia Boulanger. Lili lernte schon in früher Kindheit Orgel, Klavier, Cello, Geige und Harfe und beschloss, Komponistin zu werden, als sie erst 17 Jahre alt war. Aufgrund ihres schwachen Gesundheitszustands musste sie jedoch zu Hause unterrichtet werden und erhielt Unterricht von einem hervorragenden Lehrer des Pariser Konservatoriums. Ihre enorme Entschlossenheit und ihr grenzenloses Können führten dazu, dass sie sich um den Prix de Rome bewarb und diesen im Alter von nur 24 Jahren gewann. Sie war die erste Komponistin, die mit dem renommiertesten Kompositionspreis Frankreichs ausgezeichnet wurde und infolgedessen eine Zeit lang in der Villa Medici in Rom arbeiten durfte. Ihr immenses Talent ermöglichte es ihr, sich mit Mut und Autorität einen Platz in einer damals sehr männlich geprägten Sphäre zu erobern. Einige ihrer Werke zeugen von den modernistischen Tendenzen ihres sehr persönlichen Stils, der einige der Avantgarde-Bewegungen ihrer Zeit vorwegnimmt. Andere, insbesondere der kraftvolle Liederzyklus Clairières dans le ciel, stehen in der Tradition von Fauré und Debussy, lassen aber auch den Einfluss Wagners erkennen. Während des Ersten Weltkriegs führte Lili einige ihrer Werke auf: Sie dirigierte Faust et Hélène, gab die Uraufführung von Cortège und Nocturne und begleitete Chorwerke wie Hymne au soleil. Aber sie kämpfte an zwei Fronten – sie beteiligte sich an den Kriegsanstrengungen und litt gleichzeitig an einer Verschlechterung ihres Gesundheitszustands – und würde nie so bedeutende Werke wie Psaume 130 oder Vieille prière bouddhique im Konzert hören. Sie würde auch nicht die Energie haben, ihre Oper La Princesse Maleine zu vollenden. In einer Zeit, in der sie noch so viel zu sagen hatte, begegnete sie dem Tod mit Stoizismus und Gelassenheit, getragen von ihrem Glauben und ihrer persönlichen Stärke. Sie starb am 15. März 1918, nachdem sie ihrer geliebten Schwester vom Sterbebett aus ein letztes Werk, Pie Jesu, diktiert hatte.