Wie sieht sie denn nun aus, die derzeitige Lage, in der sich die Berliner Clubszene befindet? Das Watergate hat angekündigt zu schließen, das Mensch Meier ist bereits zu. Die Renate darf sich wohl auch verabschieden. Um die Gesamtsituation konkret einschätzen zu können müssten Faktoren wie wirtschaftliche Bedingungen, gesellschaftliche Veränderungen, politische Unterstützung oder Widerstand, und die Auswirkungen der Pandemie berücksichtigt werden. Die Pandemie hat die Berliner Clubszene eh schon schwer getroffen. Lockdowns, Einschränkungen und eine reduzierte Gästeanzahl haben zu erheblichen finanziellen Einbußen geführt. Ohne die staatliche Unterstützung, die teilweise gewaltig war, hätten sicher ein paar Clubs dichtgemacht. Die Kosten für Miete, Nebenkosten und Personal belasten nun dank Inflation die Clubs erheblich. Diese hohen Betriebskosten machen es für einige Clubs schwer, profitabel zu bleiben, was zur Erhöhung der Eintrittspreise führt, was zu teuer ist für viele Gäste. Ergo, sie bleiben weg.

Die Einordnung als Kulturstätte oder UNESCO-Weltkulturerbe hat der Berliner Clubszene sicherlich einige Vorteile gebracht, wie erhöhte Sichtbarkeit, Anerkennung und potenziellen Zugang zu Fördermitteln. Allerdings sind diese positiven Effekte nicht ausreichend, um die wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen. Nur Änderungen im Baurecht und im Gewerbemietrecht könnten weitreichende positive Auswirkungen auf die Berliner Clubszene haben. Durch gezielte rechtliche Anpassungen könnten Clubs besser vor Verdrängung geschützt werden, ihre Betriebskosten könnten stabilisiert werden.

Da passiert aber exakt NULL. Zudem ist das Fehlen einer Generation junger Clubgänger, die während der Pandemie zu Teenagern wurde, ein bedeutender Faktor für die aktuelle und zukünftige Situation der Clubszene. Wie bekommt man diese jungen Menschen in Clubs? Dazu müssten die Clubs gemeinsam ihr Angebot und ihre Programmgestaltung anpassen, um die veränderten Bedürfnisse und Präferenzen der jüngeren Generationen zu berücksichtigen.

Ich sehe die Chancen für den Erhalt der vom Ausbau der A100 betroffenen Clubs als durchaus kritisch, aber nicht aussichtslos an. Viel hängt von der Mobilisierung der Clubkultur, der Unterstützung durch lokale Politik und die Resonanz in der Öffentlichkeit ab. Initiativen wie Petitionen und Demonstrationen spielen eine wichtige Rolle, doch auch das Bewusstsein für die kulturelle Bedeutung dieser Clubs muss gestärkt werden. Die Erfahrung zeigt, dass die Berliner Clubszene widerstandsfähig ist, aber es bedarf einer breiten Allianz, um konkrete Ergebnisse zu erzielen.

Die Durchsetzung gegen Bundesrecht (Der Bund baut ja die A100) und das Bremsen privater Investoren wie Padovicz ist zudem eine enorme Herausforderung. Die Berliner Clubszene und ihre Unterstützer könnten versuchen, durch gerichtliche Schritte oder Verfassungsbeschwerden die kulturelle Bedeutung der betroffenen Clubs hervorzuheben und damit möglicherweise Ausnahmeregelungen oder Kompromisse zu erreichen. Der Schutz von Kulturräumen ist rechtlich nicht immer klar geregelt, aber es gab in der Vergangenheit Fälle, in denen das Gemeinwohl und die kulturelle Vielfalt vor ökonomischen Interessen gestellt wurden.

Die Privatinvestoren zu bremsen, könnte schwerer sein, da sie oft Einfluss auf politische Entscheidungen haben. Allerdings könnten lokale Initiativen, Öffentlichkeitsarbeit und gezielte Lobbyarbeit helfen, politischen Druck auszuüben und zumindest Verzögerungen oder Änderungen der Pläne zu bewirken. Entscheidend wird sein, wie gut die Clubszene ihre Interessen artikulieren und breite Unterstützung mobilisieren kann, um politischen und rechtlichen Druck aufzubauen. Hier hilft nur LAUT sein, Animositäten begraben und zusammenarbeiten. Eine Allianz gründen, bundesweit vorgehen und die gesamte Eventwirtschaft ins Boot holen, bei klarer Herausfilterung von eigennützigen Lobbyorganisationen oder Politinteressen einzelner und Verwässerung durch Aufblähen der Forderungen.

Seit den 1990er Jahren, nach dem Fall der Mauer, steht die Stadt vor der Herausforderung, ihre olle Infrastruktur zu modernisieren, während gleichzeitig das kulturelle Erbe und die vielfältige Kulturszene erhalten werden sollen. Das hat nicht wirklich geklappt. Holzmarkt ja, YAAM auch, ansonsten sieht es mau aus. Die Berliner Clubkultur als bedeutendes kulturelles Merkmal der Stadt, wurde zunehmend von städtebaulichen Projekten beeinflusst, die einher gingen mit Verlust oder der Verdrängung von Kulturräumen. Also sehe ich eher das Problem bei der Baupolitik und weniger bei der Verkehrspolitik, obwohl die A100 immer im Vordergrund steht. Fun Fact: Teile der A100 sind bereits seit Jahren baufällig.

Durch die A100 wären insbesondere Clubs wie „://about blank,“ „Wilde Renate,“ „Club OST“ und weitere in Friedrichshain speziell von der 17. Bauphase der Autobahn bedroht. Diese kulturellen Räume, die durchaus ein integraler Bestandteil der Berliner Identität sind, würden durch die Baumaßnahmen verdrängt werden. Es gäbe erhebliche kulturelle und wirtschaftliche Verluste, die entstehen würden, wenn diese Clubs schließen müssten. In einer Zeit, in der alternative Verkehrskonzepte wie Fahrradinfrastruktur und öffentlicher Nahverkehr zunehmend an Bedeutung gewinnen, kann der Ausbau der A100 nur als rückwärtsgewandte Verkehrspolitik angesehen werden. Es wird einfach nicht groß genug gedacht und gleichzeitig zukunftsorientiert.

Berlin hat sich als weltweit bedeutendes Zentrum für Club- und Technokultur etabliert. Das Erbe dieser Kulturen wird voraussichtlich weiterhin durch Veranstaltungen, Festivals und neue Talente gepflegt. Die Kids finden immer einen Weg. Die Frage ist nur wo. Denn mit der „Säuberung“ des Innenstadtrings durch steigende Mieten und Verdichtung der Häuserstruktur, die keinen Club als integralen Bestandteil von Neubauten berücksichtigt, siehe Europacity, werden früher oder später alle in Richtung Lichtenberg/Köpenick etc. auswandern müssen. Änderungen in der Gesetzgebung und in den Vorschriften für Nachtleben und Veranstaltungsräume könnten direkte Auswirkungen auf die Clubszene haben, werden aber bundesweit nicht kommen. In diesen Krisenzeiten interessiert sowas niemanden im Bundestag. Und es sieht nicht so aus, als würde sich da mittelfristig etwas ändern.

Clubs könnten sich stärker als Gemeinschaftszentren positionieren, die nicht nur für Musikveranstaltungen genutzt werden, sondern auch als kulturelle und soziale Treffpunkte dienen. Also sich mal ins real life stärker einbinden lassen und Teil der Community Arbeit sein. Einige Clubs könnten sich in Entwicklungsprojekten wiederfinden, die Wohn-, Büro- und Freizeitbereiche kombinieren. Die Umnutzung von leerstehenden Einkaufszentren und -straßen könnte eine Option sein. Solche Projekte könnten neue Zentren für kulturelle Aktivitäten und soziale Interaktionen schaffen und den Leerstand durch Pleitegehen (weil alle Online Shopping betreiben) erneut auffüllen. Solche Flächen wären sicher zu günstigeren Preisen verfügbar und wenn dort mit Fördermitteln der Schallschutz unterstützt wird, die leeren Gebäude vorab nur für Büronutzung konzipiert werden in der weiteren Planung… dann klappt es auch mit den Nachbarn, die es nicht geben würde J