In den letzten Jahren erleben illegale Raves, insbesondere in Deutschland und Großbritannien, eine bemerkenswerte Wiederbelebung. Diese Partys, oft in verlassenen Lagerhallen oder ländlichen Gegenden, sind eine Reaktion auf den Niedergang traditioneller Clubs und sprechen ein neues Publikum an, das sich nach Freiheit, musikalischer Vielfalt und einem Hauch von Rebellion sehnt.
Warum kehren die Raves zurück?
Die Gründe für das Wiederaufleben sind vielfältig. Der anhaltende Druck auf Clubbetreiber durch steigende Miet- und Betriebskosten hat die Eintrittspreise vielerorts in die Höhe getrieben. Das gilt natürlich auch für die Kosten, die veranstalter dann an der backe haben, wollen sie einen Club als Location nutzen. Sicherheitsbedenken, insbesondere in der Frauen-Community, haben viele potenzielle Clubbesucher abgeschreckt. Underground-Raves bieten dagegen eine Alternative: Sie sind kostengünstiger, lockerer organisiert und frei von den starren Regeln, die das traditionelle Nachtleben dominieren. Hier geht es um das Gemeinschaftsgefühl und die Freiheit, die in regulären Clubs oft verloren gegangen ist.
Laut einem Bericht von Mixmag war die „Illegal Rave Scene“ in den letzten Jahren stark im Aufschwung. Vor allem in Großbritannien haben Veranstalter auf diese Entwicklung reagiert, indem sie Partys an geheimen Orten organisierten, zu denen nur über Mundpropaganda oder verschlüsselte Nachrichten auf WhatsApp und Telegram eingeladen wird. Dies fördert eine Atmosphäre der Geheimhaltung und des Abenteuers, die viele junge Menschen anzieht. Und es ist so verdammt 90er, man fühlt sich direkt an Berlin nach dem Fall der Mauer 1989 erinnert. Da erlebte die Stadt eine explosive Kreativität, die sich in einer Vielzahl von illegalen Partys und Veranstaltungen in verlassenen Gebäuden und Kellern ausdrückte. Berlin war eine riesige Spielwiese für Künstler und Partygänger. Viele der illegalen Raves fanden in ungenutzten Fabriken, ehemaligen Wohnhäusern und Kellergewölben statt.
Berlin als Vorreiter der Subkultur
In Berlin, einer Stadt, die seit jeher als Mekka für elektronische Musik und alternative Partyformate gilt, erlebt das illegale Open-Air-Rave einen neuen Hype. Diese Partys, die oft in verlassenen Fabriken oder an Flussufern stattfinden, sind nicht nur ein Zeichen des Protests gegen die zunehmende Kommerzialisierung der Clubszene, sondern auch eine Rückkehr zu den Wurzeln der Rave-Kultur.
Die Berliner Open-Air-Szene ist seit vielen Jahren aktiv. Da seit 2013 die polizeilichen Kontrollen immer mehr zunahmen, die sozialen Medien stärker überwacht wurden, aber auch zu viele junge Kollektive die Parks überrannten und mitmischen wollten, gab es einen massiven Break durch Druck von staatlicher Seite. Hier kommt also die nächste Welle.
Laut einem Artikel auf Groove Magazine erfreuen sich Open-Air-Partys, die oft in Parks oder verlassenen Gebäuden organisiert werden, großer Beliebtheit und spiegeln das Verlangen nach Authentizität wider, das in der heutigen Clubkultur oft fehlt.
Also letztlich das, was es schon immer war. So repetitiv wie die Musik ist auch die Erkenntnis jeder neuen Techno Generation. Mittlerweile ist das ganze Techno Ding ja so unfassbar alt, dass man, während man sich den grauen Bart streichelt, die Kids über kitschige Edits von Techno Klassikern aufklärt, und ihnen nahelegt, das ORIGINAL zu hören. Auf Platte natürlich.
Musik und politische Dimension
Die Musik, die bei diesen Partys gespielt wird, kehrt zu den Wurzeln des Rave zurück: Acid House, Techno und Trance dominieren die Playlists. das Sound Brot alter Tage wird mal wieder aufgebacken. In UK ist es auch eine politische Bewegung, denn wo strikte COVID-Maßnahmen und eine härtere Regulierung der Clubszene viele Veranstalter in die Illegalität trieben, werden diese Raves als Akt des zivilen Ungehorsams gesehen. Auch in Berlin hat sich die Rave-Szene oft als widerstandsfähig erwiesen. Während der Pandemie wurde sie teilweise zu einem Symbol des Protests gegen staatliche Maßnahmen, die das kulturelle Leben in der Stadt einschränkten, wobei das sicher ein ambivalentes zweischneidiges medaillenkehrseitiges … Thema ist. Es gab raffinierte Lösungen, die Restriktionen zu umgehen, aber sowas konnte auch schnell zum Spreader Event werden.
Risikoreiche Freiheit
Natürlich bringt diese Freiheit auch Risiken mit sich. In Großbritannien gab es Berichte über Polizei-Razzien und Gewalt bei einigen illegalen Raves. Auch die Infrastruktur ist oft improvisiert: mangelnde Sicherheitsvorkehrungen, keine medizinischen Notdienste und unregulierte Drogen sind in dieser Szene keine Seltenheit. Der ganze Scheiß eben, der wesentlich seltener schief geht, als man denken möchte. Es gibt einen Schutzgott für Verstrahlte. Anders ist das nicht zu erklären. Dennoch zieht der Reiz des Verbotenen immer mehr Menschen an, die den Mainstream-Clubs den Rücken kehren.
Die Zukunft des Underground-Raves
Es scheint, als ob diese Bewegung nicht so schnell abklingen wird. Das Bedürfnis nach einem Ort, an dem man frei tanzen und die Nacht ohne Kommerz genießen kann, bleibt stark. Mit neuen Technologien wie verschlüsselten Kommunikationsplattformen, die die Organisation erleichtern, und der ständigen Suche nach unentdeckten Locations entwickelt sich die Rave-Szene weiter. Aber die Frage bleibt: Wie lange kann diese Freiheit in einer zunehmend regulierten und überwachten Welt noch bestehen?