Wie bist du dazu gekommen, das zu tun, was du tust? Wann kam die erste Idee, das Label zu kreieren?
Ende letzten Jahres hatten wir die Idee aus unserem Event Kollektiv Diskolusion auch ein Label zu machen. Das rührte einfach daher, dass wir einige Produzenten im Team haben und neben den Sets unseren Diskolusion Sound auch durch eigene Produktionen definieren wollten. Außerdem ist die Label suche oft mühsam und anstrengend, da war es sehr naheliegend unsere eigene Plattform für Veröffentlichungen zu nutzen.
Nenn ein paar Statistiken, wann das Label erstellt wurde, wieviele Releases, wieviele Vinyls und wieviele Pakete/Pakete haben wurden versendet?
Das Label ist wirklich sehr frisch, wir sind im März gestartet und hatten nun unsere ersten beiden Releases. Die Debut Platte war eine VA mit unseren In-House Produzenten und die zweite die erste Fletchy Boy EP inkl. Remixe der beiden Songs. Bisher sind es also 8 Songs die man hören kann. Vinyl wird in der Zukunft sicher kommen, für die ersten Releases war es uns allerdings wichtig erst einmal nur digital zu veröffentlichen um uns nicht in Unkosten zu stürzen. Vinyl lohnt sich eben erst ab einer gewissen Auflage.
Aus welchem Land kommen die meisten Käufer?
Die meisten Käufer kann ich nicht sagen, die meisten Hörer kommen allerdings aus Deutschland bzw. zumeist aus dem Herkunftsland der jeweiligen Künstler. Da wir in Berlin sitzen sind hier bisher auch unsere meisten Hörer.
Auf welche Veröffentlichung bist du am meisten stolz?
Dadurch dass wir erst zwei hatten sind wir auf beide sehr stolz. Beide Platten habe ich tatsächlich auch selbst gemischt und gemastert, deshalb ist es natürlich auch immer sehr aufregend das ganze in die Welt hinaus zu schießen. Man verbringt sehr viel Zeit mit der Musik und möchte eben dass es so gut wie möglich wird.
Kannst du beschreiben, was ein typischer Büroalltag für dich bedeutet?
Da ich das nicht Vollzeit mache und eben auch kein Typischer Label Dude bin regelt sich das meiste aus meinem Studio heraus. Somit ist es oft ein Mix aus Produzieren/Mischen/Mastern und den organisatorischen Dingen die anstehen: Kommunikation mit den Künstlern, Distributoren, Playlist Kuratoren etc… mDabei finde ich es schon wichtig diese beiden Dinge stark voneinander zu trennen, sonst wird es schnell chaotisch.
Wer macht mit? Produzierst du selbst auch oder bist DJ?
Prinzipiell haben wir seit einiger Zeit recht feste Rollen in unserem Kollektiv Konstrukt. Nur brauche ich aber immer wieder die Unterstützung von anderen Abteilungen, alleine geht es nicht. mSo hilft mir LAWYA mit dem organisatorischen, Seemless mit allen Content/Social Media Themen und Pointbliss um allgemeine Ideen durchzuspielen und auch mit finanziellen Aspekten.
Welche Vertriebswege nutzt du?
Wir haben tatsächlich lange herumprobiert und irgendwann festgestellt, dass Label Distribution für kleine Labels eine echte Herausforderung sein kann. Es gab so viele Distributoren die wir getestet haben um immer wieder herauszufinden dass sie kein VAs releasen können oder generell sehr teuer sind beim veröffentlichen zahlreicher Artists. Am Ende sind wir dann bei Digdis gelandet. Die waren in der Kommunikation am schnellsten und sitzen eben auch in Deutschland.
Wie stark nutzt du youtube und was hat es gebracht?
Tatsächlich überhaupt nicht bisher. Der Fokus lag eher auf Spotify und Soundcloud. Wird aber in Zukunft sicher kommen und dann auf unserem Diskolusion Channel zu finden sein.
Schon mal bei klickzahlen auf Soundcloud nachgeholfen?
Ich persönlich ja, vor Ewigkeiten mal um es zu testen. Nie riesige Summen, das fällt ja total schnell auf.
Für die Label Releases nicht, nein.
Wo findest du junge hungrige und ambitionierte artists?
Da muss ich nur durch meine Kontaktliste gehen. ;) Es gibt ja wahnsinnig viele interessante, ambitionierte Künstler heutzutage. Am besten vernetzt man sich meiner Meinung nach auf Events/Partys.
Welche Auswirkungen hat Streaming mit Spotify auf die wirtschaftliche Lage eines Indie-Labels?
Für solche Erfahrungsberichte gibt es uns wie gesagt noch nicht lang genug. Ich denke die Zeit in der Record Labels viel Kohle gescheffelt haben sind eher vorbei. Damals als man noch jedes Release auf Tonträgern kaufen musste war das sicher etwas anders. Nichtsdestotrotz denke ich dass die digitale Welt auch viele Vorteile bietet, und die Einstiegshürde wesentlich geringer ist.
Wenn du nach neuer Musik suchst, was sind Schlüsselelemente und Faktoren, nach denen du suchst, abgesehen davon, dass es offensichtlich ein großartiger Track ist?
Für uns ist es wichtig, dass die Songs in gewisser Weise kohärent sind. Es geht um eine gewisse Energie die transportiert werden soll, Groove und Drive spielen eine große Rolle. Wir würden jetzt zum Beispiel nichts veröffentlichen was eher entspannt klingt, alle Releases sollten schon Dancefloor tauglich sein. Technisch habe ich auch gewisse Ansprüche, das Arrangement muss stimmen und im Endeffekt entscheidet das Gefühl. :)
Wie würdest du den Stil und die Vision des Labels beschreiben?
Uns geht es seit jeher darum House wieder mehr in Berlin zu verankern. Es gibt sehr viel Techno bzw. harten Sound jeglicher Art, aber das ist nicht wofür wir stehen. Die größte Freude ist für uns eben House, dabei spielt es erstmal keine große Rolle ob Disco, Funk, Classic, Minimal oder Tech House… Prinzipiell sind wir aber alle große Fans von klassischen House Klängen. Wie diese dann in der Musik verortet/verwendet/neu interpretiert werden ist erstmal egal.
Welche Seiten oder Apps benutzt du, um neue Tracks anzuhören/zu finden?
Ich denke dass ich mich da nicht sehr unterscheide von den meisten. Ich habe einige Spotify Listen die ewig lang sind und immer wieder hervorragende kleine Künstler vorschlagen.
Soundcloud spielt eine große rolle, da findet man oft eher „undergroundigen“ Sound und auch Bandcamp kann sehr nützlich sein. Die spezifischeren Sachen findet man sicher eher auf letzteren beiden, wobei dort die Mixes/Masters oft nicht hyper professionell klingen. Das tut aber auch meist nicht viel zur Sache!
Für die Produzenten da draußen, die ihre Demos per E-Mail einsenden, welche Tipps würden du ihnen geben, wenn sie ihre Tracks schicken?
Schickt nicht zu viele Tracks, 2-3 reichen, wobei ein einzelner auch zu wenig aussagekräftig sein kann. Es ist nicht wichtig wie viel ihr dazu schreibt, ich denke alle A&Rs freuen sich wenn ihr euch etwas vorstellt aber es sollte keine ewig lange Mail werden. Sendet die Tracks in der bestmöglichen Klangqualität, wenn ihr schon ein gut klingendes Master habt ist das sicher nicht too much. Ansonsten würde ich euch empfehlen dran zu bleiben, Labels können sehr picky sein, anfangs wird man sicher nicht alle Releases platzieren können. Scheut euch nicht davor weiterhin selbst zu veröffentlichen wenn es mal nicht klappt. Habt Spaß dabei euch auszuprobieren und schickt uns gerne etwas rüber, falls ihr denkt dass es für Diskolusion passen würde ;) Viel Erfolg – Martin.