Lauryn Hill & The Fugees in der UBER Arena. 300 Euro für 3 Songs. Nachdem ich das schlechteste Restaurant meines Lebens in Cochem entdecken durfte, kann ich nun auch das schlechteste Konzert meines Lebens benennen. Es war die Demontage einer Ikone. „The Miseducation of Lauryn Hill“ war immer besser als „The Score“ von The Fugees, weshalb ich vor allem wegen Lauryn Hill gekommen war. Ihr Album gewann fünf Grammys, drei American Music Awards sowie einen Billboard-, Soul Train- und MTV Video Music Award und verkaufte sich seit seiner Veröffentlichung über 30 Millionen Mal. Auch Wyclefs Soloalbum „The Carnival“ war großartig, aber nicht so herausragend wie das von Lauryn.

Also, was sollte da schiefgehen? Alles. Ein Blick auf das Konzert in Köln hätte warnen müssen: Dort tauchte sie mit anderthalb Stunden Verspätung auf, in Berlin waren es dann sogar zwei Stunden. Das ist einfach frustrierend und scheint auch normal zu sein. Ihre Fans in Atlanta mussten wohl sogar über zwei Stunden warten, bevor sie auf die Bühne kam. Anschließend musste das Konzert nach 40 Minuten wegen Lärmbestimmungen beendet werden. Sehr treffend bemerkte jemand: „Meine Zeit ist genauso wertvoll wie ihre. Ich wünschte, ich könnte ständig zu spät zur Arbeit kommen und würde dafür nicht bestraft.“

Aber von vorn:

Ab 20 Uhr gab es eine DJ, die ihr Handwerk ganz gut machte; interessante Tempowechsel einbaute, neue Versionen von Klassikern mixte und teilweise mitsang. Nichts Spannendes, aber technisch gut. Dementsprechend gab es auch viel Beifall, als sie nach einer Stunde ging, was sie ziemlich zu überraschen schien und sichtbar happy machte.

Dann betrat die zweite DJ, DJ Reborn aus New York, die Bühne. Ihre Ansprache war merkwürdig und beinhaltete eine schräge Verknüpfung von Fannie Lou Hamer: „Nobody’s Free Until Everybody’s Free“, die letztlich auf „We aren’t truly free until Palestine is free“ abzielte und gleich mal auch Freiheit für den Sudan und den Kongo forderte. Das scheint gerade so ein Trend in der Anti-Israel-Blase zu sein, einfach mal alles aufzuzählen, also Free Congo, Free Palestine, Free Sudan, Free Haiti… die Liste ist lang und verwischte bequem die sehr unterschiedlichen Naturen der Konflikte. Ich rufe deswegen hier zu „Free Sachsen, Free Thüringen und Free Köpenick“ auf.

Anyway… ihre musikalische Performance stand im krassen Gegensatz zur „Sich-selbst-abfeiern“-Show. Sie spielte auf dem Laptop die Songs hintereinander ab und scratchte ab und zu mal bei den Übergängen rein. Es war erbärmlich. Danach wusste man erst, wie gut der erste DJ war. Kurz nach 22 Uhr kam Lauryn Hill schließlich auf die Bühne. Es war nun wohl Zeit genug gewesen, sich vorzubereiten. „Ready or Not“ könnte man da fragen? Es war definitiv nichts ready. Weder die Frontfrau noch der Chor oder die Band. (Lauryn Hill hat sich inzwischen in die weibliche Version von George Clinton verwandelt – es bot sich ein interessanter Anblick auf der Bühne.)

Leider machte sie sich nicht einmal die Mühe, „Hallöle“ zu sagen, ihre Band vorzustellen oder mit dem Publikum zu interagieren. Der Sound war grauenvoll, nichts passte zusammen. Immer wieder signalisierte sie ihrem Bühnenmischer, dass sie mit dem Monitormix unzufrieden war und nestelte minütlich an ihrem In-Ear-System herum. Die Instrumentalisten erzeugten Krach, rockigen Krach. Die Band konnte nicht brillieren, die einzelnen Instrumente waren kaum zu hören: Es herrschte ein dröhnender Soundsturm, der sich unglücklich über ihre Stimme legte. Zwar brillierte diese gelegentlich, aber insgesamt wirkte alles massiv unkonzentriert.

Hills Stimme war zudem oft nicht synchron mit dem Sound, und ihre drei Backgroundsängerinnen waren kaum hörbar – gerade sie waren jedoch unglaublich wichtig für Songs wie „Ex-Factor“. Es war einfach traurig, was mit diesem wunderschönen Lied passierte. Schließlich gingen wir beim vierten Song. All das zusammen war ein komplettes Armutszeugnis für die UBER Arena und für Live Nation.