Artist interview
Wie handhabst du Musikwünsche?
Mit einem freundlichen lächeln und einem Kopfschütteln, mit einer Handbewegung zu meinen Schallplatten. Damit ist schon einmal ungefähr 50 % der Fragenden klar, dass die Chancen gering sind. Bei der oftmals nachfolgenden Frage ob ich kein Spotify oder Youtube habe, rufe ich die Security.
Was tun, wenn denn Equipment streikt?
Ich achte im Vorfeld eines „Auftritts“ genau auf das mich zu erwartende Arbeitsmaterial. Soweit ich mich zurück erinnern kann, machen Turntables selten Probleme und verweigern nahezu nie Ihre Arbeit. Lediglich Feedbackprobleme können auftauchen, was nerven kann. Damit umzugehen ist oft anstrengend, da man immer sehr filigran am Sound schrauben muss um diese zu verhindern. Problematisch ist letztendlich, dass Clubs immer weniger Fokus auf Plattenspieler legen. Die nachkommenden Techniker oftmals keine Ahnung von der Handhabung und Wartung haben. Da habe ich schön wirklich schlimmes in den letzten Jahren erleben müssen.
Ich habe im letzten Jahr einen Abend mit Dj Hell verbracht und beim Soundcheck war der Sound Ok, sobald der Club voll war, hatte ich nur noch Bassfeedbacks und musste die Lautstärke herunter fahren und immer wieder den Bass über den EQ korrigieren. Letztendlich treten derlei Probleme allerdings immer nur auf, wenn die „Technik“ schlecht vorbereitet…
Ein Mixer Ausfall kommt selten vor, dieser wird dann eigentlich nur gewechselt. Monitoring kann auch zu einem Problem werden, wenn auch dies nicht gut vorbereitet ist. Sinnvoll ist hier auch hier immer eine Möglichkeit zu haben mit einem EQ einzugreifen. Ein gutes Monitoring ist immer von Vorteil für eine hochwertige Leistung als DJ.
Was sind deine musikalischen Einflüsse aus der Kindheit?
Meine musikalischen Einflüsse zu beschreiben ist vermutlich nicht mit einem Satz zu beschreiben. Ich find sehr früh an mich für Musik und Tanz zu interessieren. Albernerweise habe ich als Kind eine Fanfare in einem Fanfarenzug gespielt und mir dabei selten wirklich Mühe gegeben. Auch Musikunterricht hat mich eher gestresst, besonders mich vor die Schulklasse zu stellen um ein Lied vorzutragen, empfand ich als reine Quälerei.
Ich habe früh angefangen Musik im Radio mit einem Kassettenrecorder aufzunehmen. Oftmals bis tief in die Nacht habe ich Radiosendungen verfolgt und besonders die Musik aus Uk und den USA verfolgt. Ich war dem Rap, Hip Hop und Discosound oder High Energy sehr zu getan. Für mich war es unfassbar spannend als die ersten Synthesizer dominierten Musikstücke kamen und in den Achtzigern unzählbare musikalische Explosionen stattfanden. Ich könnte jetzt eine Reihe von Künstlern und Bands aufzählen aber das werde ich nicht machen. Sagen wir einmal so, es gab Einflüsse von Soul, Latin, Funk, Disco, Hiphop, Hiphouse, Acidhouse, Rave, Pop, Synthiepop und selten gab es auch mal Rockeinflüsse aber das war und wurde nie der Sound, welcher mich wirklich bewegt hat.
Lässt sich über Musikgeschmack überhaupt streiten?
Über Musikgeschmack lässt sich tatsächlich nicht wirklich streiten. Allerdings um vieles um diesen herum.
Welcher Track würde bei deinem Einzug in dein Box Match laufen?
Rolling Stone – Sympathy for the Devil
Welches war der schlimmste Job den du jemals hattest?
Da gibt es eigentlich nur einen der mir über all die Jahre in Erinnerung geblieben ist. Wir waren damals zu zweit mit dem Projekt „Machomovers“ unterwegs und kamen direkt von einem Radio Interview in den Club. Die Stimmung war groß, der Resident spielte die Crowd ordentlich in Stimmung. Wir hatten verschiedene Gespräche mit vielerlei Menschen bevor wir auf die Bühne kamen. Alle wirkten gespannt, was wir jetzt bringen würden und wir begannen unser Set und waren wirklich hoch motiviert… nur das Publikum dann nicht mehr. HAHA…
Sobald meine erste Platte lief, leerte sich der Dancefloor und dies sicherlich nicht von mir gewollt, denn das gibt es natürlich auch. Bei dem dritten Track stand der halbe Laden vor uns und alle schauten uns an ohne das auch nur jemand auch nur mit dem Kopf zu wippen began. Nach dem vierten oder fünten Track ging ich zum Veranstalter, bat ihn einen anderen Dj zu holen. Der kam, übernahm.. dann war die Party wieder so wie vorher. Im Backstage wurde sich viel bei uns entschuldigt, was natürlich nicht nötig gewesen wäre aber hey, irgendwie waren alle verwirrt…. vor allem wir.
Mein Partner hat sich beim gehen eine Flasche Wodka gegriffen, wir beschlossen auf das Hotel zu verzichten und wir fuhren direkt zurück nach Berlin. Ich fuhre damals und er saß neben mir und konnte das erlebte nicht begreifen. Morgens in Berlin angekommen, war der Wodka leer, er voll und wir sind dann zum absacken ins Berghain. Dort habe ich dann die Nacht auch noch mit etwas Wodka besiegelt. Etwas derartiges habe ich in all den Jahrzehnten nicht noch einmal erlebt, zum Glück.
Beschreibt deinen Sound jemandem, der dich noch nie gehört hat.
Musik zum tanzen. (Anmerkung der Redaktion: Jauche spielt ganz wunderbare House Musik. Nicht diese Techhouse Faxen sondern deeper soulful Shit mit viel Atmosphäre. Sehr schöne und höchst angenehme Musik. Mich erinnert das immer sehr an die Hamburger Prinzenbar in den 90ern.
Hast du irgendwelche guten Tour-Geschichten auf Lager?
Ich war allein in Russland, genauer gesagt in Sibirien und war eingeladen dort in einem Club zu spielen. Abends, als ich aus dem Hotel abgeholt und zum Club gebracht wurde, war ich guter Stimmung. Am Club angekommen,kam ich das erste Mal ins wundern. Am Eingang standen zwei mit Kalaschnikows bewaffnete Männer in Uniformen und „bewachten“ den Eingang. Ich dachte nur „OK, Sibirien halt“….
Im Club wurde ich in den Backstage gebracht, mir wurde kurz erklärt, dass es bevor alles richtig losgehen würde, eine „Miss“ Wahl im Club stattfinden würde, welche ich über Monitore verfolgen konnte. Im Backstage hingen auch diverse andere Screens, auf welchen Softpornos liefen. Ich war schon einiges gewohnt und dennoch habe ich mich schon ein wenig auf den Heimflug gefreut. Wenig später kamen 2-3 Männer mit einigen weiblichen Begleitungen, die sich in „Lounge Ecken“ setzten und sich dort mit Wein, Weib und Gesang vergnügten.
Nun gut, was solls, Nachtleben halt… Irgendwann wurde ich dann zum Auftritt in den Club geführt und spielte, es wurde getanzt und alles um mich herum wirkte zufrieden. Ich fing auch an mich innerlich zu entspannen und folgte dem Fluss der Musik. Nach 1-2 Stunden wurde es unruhig um mich herum, der Promoter kam zu mir, hektisch, aufgelöst und meinte ich sollte sofort aufhören. Eigentlich habe ich kaum etwas verstanden, hörte aber auf, packte die Platten zusammen. Nach mir kam auch niemand mehr und die Stimmung um mich herum war wirklich komisch. Ich wurde überhastet zum Ausgang, nein.. Hinterausgang gebracht und mir wurde auf mein Nachfragen erklärt, dass es Ärger gäbe (Ich könnte sogar schwören Schüsse von draußen wahr genommen zu haben, aber möglicherweise habe ich auch zu viele Mafia Filme gesehen).
Hinter dem Gebäude wurde ich in ein Haus verfrachtet und Richtung Flughafen gefahren. Diese befand sich natürlich ein kleines Stück entfernt und ich habe mich wirklich relativ unwohl gefühlt. In meinem Kopf wurde mit auch die Frage entgegen geworfen,. Ob ich überhaupt heil nach Hause kommen würde. Haha. Wie dem auch sei, wir waren irgendwann am Flughafen und auch dort standen sie wieder, die Herren mit den Gewehren. Ins Flugzeug zu kommen war auch mit kleinen Komplikationen verbunden, da es komplett überfüllt war und die Kontrollen Aufgrund von Terrorismus Problemen sehr, sehr streng waren. Ich wurde unten Im Fugzeug untergebracht, wenn man das so sagen kann. Es war eine wirklich große Maschine und anscheinend mussten alle oder alle spät kommenden durch den Gepacklager Bereich des Flugzeuges über eine Steigleiter nach oben in die Passagier Kabine kletten. Da es anscheind überfüllt war, blieben einige der fliegenden Gäste unten beim Gepäck auf „Notsitzen“, so würde ich sie nennen und „yay“ ich wurde einer der glücklichen. So allein mit all dem erlebten , habe ich mich wahrlich unwohl gefühlt, bin aber durch die Übermüdung vom Anreisen (Ich war Nachts in Berlin gestartet und am späten Nachmittag in Sibirieren mit Zwischenstop in Moskau gelandet, Schlaf gab eigentlich es nicht) und dem Erlebten einfach irgendwann eingeschlafen. Kurz vor der Landung in Moskau wurde ich wieder wach und hatte Hunger und Durst. Es gibt noch ein Foto von mir auf dem Flughafen in Moskau, auf den Flug nach Berlin wartend… fragt nicht…
Was würdest du machen, wenn du kein Musiker wärst?
Ich wäre Astronaut geworden. Nein Zugfahrer, wobei wenn ich es mir genau überlege. Ich würde Bäume pflanzen. Kindergärtner wäre auch war… oder nein Psychologe. Allerdings, auch Schuhmacher hätt emich fesseln können. Oh, Filmemacher, Regisseur.. auch das. Zugegeben, Ballonfahrer würde mich wirklich reizen, mit Menschen durch die Luft fahren und Geschichten über die Landschaft erzählen. Traumhaft. Einst trug ich den Gedanken in mir, in Griechenland einen „Tretboot“ Verleih zu eröffnen. Kellnern wäre auch etwas, in gehobener Gastronomie… hm. Ich habe mich auch einmal mit dem Gedanken getragen, Fahrstuhlführer im Berliner Fernsehturm zu werden. Letztendlich würde es etwas sein, womit ich anderen Menschen etwas Gutes mitgeben kann und sei es einfach nur ein frisch gebackenes Brötchen.
Welcher Musikstil sollte am meisten Anhänger haben? Und warum?
Der Sound der Natur, weil dieser helfen kann, dich dir selbst nah zu bringen.
Was ist die wichtigste Musikequipment-Erfindung aller Zeiten – und warum?
Unser Gehirn, weil es uns ermöglicht Musik zu machen. Sei es das einfache Pfeifen einer Melodie oder nur ein rhythmisches Klatschen…..
Was würdest du raten, um sich als Profi durchzusetzen ?
Die richtigen Leute voll zu schleimen.