Wie bist du dazu gekommen, das zu tun, was du tust? Wann kam die erste Idee, das Label zu kreieren?


Seit 2013 betreibe ich ein Blog, basscomesaveme, mit dem Hauptschwerpunkt Dub, Bass Musik und Soundsystem Kultur. Durch das 2015 initiierte Projekt “Social Sounds“ welches ein Charity Projekt zur Hilfe von Flüchtlingskindern war und zunächst eine Compilation auf CD umfasste, kam dann der Schritt zu einer Vinyl Veröffentlichung. Das war aber noch alles im Kontext des Charity Projektes und sollte eine einmalige Sache sein. Die Platte war aber in der Dub Szene recht erfolgreich und so kam die Idee, das Ganze weiterzudenken und den Schritt zum Label zu wagen. Das war dann 2018 und seitdem betreibe ich basscomesaveme auch als Label.


Nenn ein paar Statistiken, wann das Label erstellt wurde, wie viele Releases, wie viele Vinyls und wieviele Pakete/Pakete haben wurden versendet?


Wie gesagt, 2018 startete basscomesaveme (kurz BCSM) als Label. Seitdem gab es 13 Vinylveröffentlichungen, 6 Tapes und 3 digital only Releases. Da die Musik vor allem auch international gut ankommt, wurden seitdem sehr sehr viele Pakete in die ganze Welt verschickt.


Aus welchem Land kommen die meisten Käufer?


Es ist meist 50/50 . Eine Hälfte Deutschland, die andere weltweit, wobei die meisten Platten nach UK und Frankreich gehen. Ansonsten war aber auch schon von Japan über Mexico bis Neuseeland fast alles dabei. Mein Hauptvertriebsweg läuft allerdings über UK, von wo aus die Platten auch weltweit in die Plattenläden kommen.


Auf welche Veröffentlichung bist du am meisten stolz?


Ich muss sagen, dass jede Veröffentlichung eine Herzensangelegenheit ist und jede einzelne Platte, Kassette und auch digitales Release mir sehr viel bedeutet und jede Veröffentlichung mit einiges an (positiver) Aufregung einhergeht. Deswegen kann ich das gar nicht so pauschal sagen. Haha.


Kannst du beschreiben, was ein typischer Büroalltag für dich bedeutet?


Sehr versatile, haha. Da ich neben der Labelarbeit, auch alle Artworks selbst gestalte und dies inzwischen auch über BCSM Artworx anderen Künstlerinnen, Labels, DJs und Veranstaltern anbiete. So gestalte ich auch gerne mal nen Flyer für eine Party, ein Plattencover oder Logo Designs für andere Künstlerinnen. Es gibt auch noch den BCSM Shop, ein Online Shop mit einer besonderen Auswahl an Musik und Merchandise. Dazu gilt es auch weiterhin den Blog mit Inhalten zu füllen, wobei ich auch tatkräftige Unterstützung von Leuten wie Ju Lion oder Kilo Jules bekomme, die nebenbei auch das selbstgebaute Basscomesaveme Soundsystem betreiben mit dem wir auch selbst Sessions veranstalten. Du siehst, da geht ’ne ganze Menge. Je nachdem, was gerade ansteht gestaltet sich jeder Tag etwas anders.


Wer macht mit? Produzierst du selbst auch oder bist DJ?


Das Label betreibe ich alleine. Ansonsten gibt es jedoch allerlei helfende Hände drumherum, die den Blog befüllen und bei Sessions aushelfen. Wie gesagt, betreiben Ju Lion und Kilo Jules das Soundsystem, was auch eine Menge Arbeit bedeutet. Auch legen DJs wie Dani Dubwise , μRaQl oder Chilling Buddha unter dem Banner von basscomesaveme auf. Ich selbst bin auch schon sehr lange DJ und Plattensammler. Am liebsten spiele ich eine Mischung aus Dub, Dubstep und gegenwärtiger Bass Musik. Wenn dann noch Zeit übrig ist, verbringe ich auch gerne Zeit mit dem Produzieren eigener Stücke, was vor 2 Jahren auch zu einem ersten Release führte und da kommt auch in Zukunft noch mehr.


Welche Vertriebswege nutzt du?


Ich versuche viel über Bandcamp, den hauseigenen BCSM Shop und auch selbst direkt an Plattenläden zu verkaufen. Habe aber auch eine Vertriebsfirma in UK, die mir immer einige der Platten abnimmt und noch ne kleinere Firma in Deutschland, die die deutschen Shops versorgt. Über eine digitale Vertriebsfirma werden außerdem seit letzten Sommer einige Releases auch auf verschiedenen Streamingplattformen und Shops zugänglich gemacht.


Wie stark nutzt du youtube und was hat es gebracht?


Über meinen digitalen Vetrieb, kann man den Großteil der Veröffentlichungen auch auf YouTube Music hören. Ansonsten wird daran gearbeitet, den BCSM You Tube Kanal mit Inhalten in Form von z.B. Interviews zu füllen. Das ist aber noch mehr Work in Progress. Wir arbeiten aber daran dieses Jahr dahingehend mehr zu bringen.


Schon mal bei klickzahlen auf Soundcloud nachgeholfen?


Never. Ich hab mal eine Sekunde darüber nachgedacht, aber den Gedanken sofort verworfen. Ich finde, dass so eine Labelsache natürlich wachsen sollte um sich längerfristig zu halten und das klappt bisher ganz gut so.


Wo findest du junge hungrige und ambitionierte artists?


Zu Beginn tatsächlich viel auf Soundcloud oder später auch Bandcamp. Inzwischen hat sich ein gutes Netzwerk entwickelt, so dass sich in den letzten Jahren die Releases immer ganz natürlich ergeben haben und ich gar nicht groß auf die Suche gehen musste. Eine tolle Angelegenheit, welche sich momentan immer mehr etabliert, ist eine sogenannte Producer Hour, bei der ambitionierte Künsterl*innen eine Stunde vor Start einer Party ihre eigenen Produktionen auf dem Sound testen dürfen, wodurch sich auch sehr spannende Begegnungen ergeben können. So eine Möglichkeit sollten mehr Veranstalter anbieten. Es ist eine super Sache, die ich auch selbst schon einige Male genutzt habe, um eigene Tracks einem kleinen Publikum vorstellen zu können.


Welche Auswirkungen hat Streaming mit Spotify auf die wirtschaftliche Lage eines Indie-Labels?


Für ein Indielabel wie basscomesaveme bringt Streaming nicht viel, außer der Verfügbarkeit auf der jeweiligen Plattform und damit verbundene Reichweite. Leider sind die Algorithmen nicht Indiekünstler freundlich. Vor allem ist Spotify ein Negativbeispiel, weswegen ich diese Plattform eigentlich gar nicht mehr nutze. Es gibt aber auch mPlattformen, die etwas mehr der Szene entsprechen wie z.B. Tidal oder auch Beatport und Juno Download, was aber dann schon eher Shops für digitale Musik sind. Dazu muss ich aber sagen, dass ich bis letzten Sommer ausschließlich über Bandcamp digital meine Musik angeboten habe und mich noch nicht so lange im Streaming Game befinde. Wie gesagt, bei dem ganzen Streaming Ding geht es mir vor allem darum, auch ein breiteres Publikum zu erreichen. Großartig Wirtschaften ist heutzutage mit nem Indie Label eh nicht möglich. Da muss man schon etwas breiter aufgestellt sein.


Wenn du nach neuer Musik suchst, was sind Schlüsselelemente und Faktoren, nach denen du suchst, abgesehen davon, dass es offensichtlich ein großartiger Track ist?


Zuerst muss es sich gut anfühlen, was ich oft schon innerhalb weniger Sekunden beim Hören eines neuen Tracks sagen kann. Das ist dann natürlich nur meine eigene Wahrnehmung. Ansonsten muss natürlich der Bass ordentlich schieben und die Produktion allgemein irgend etwas in mir auslösen. Manchmal bekomme ich auch gute hints von meinen basscomesaveme Kollegen, haha.


Wie würdest du den Stil und die Vision des Labels beschreiben?


Der Bass rettet mich, dich, uns alle. Das Gefühl, was Bass in einem auslöst, die dadurch verbundenen spürbaren Vibrationen die durch Mark und Bein gehen und das innerliche Glücksgefühl was dadurch in einem entsteht. Das in jemandem auszulösen, ist das Ziel mit jedem Release basically – haha. Ansonsten würde ich den Stil als Contemporary Dubwise Soundsystem Music bezeichnen. Dabei versuche ich immer forwardthinking mäßig unterwegs zu sein, aber auch nicht die Wurzeln zu vergessen, die bei Dub im Allgemeinen ja bis in die 1970er Jahre zurückreichen.


Welche Seiten oder Apps benutzt du, um neue Tracks anzuhören/zu finden?


Ich nutze tatsächlich privat auch viel Bandcamp und höre unterwegs fast ausschließlich über die Bandcamp App. Ansonsten weiterhin auch Soundcloud und natürlich auch das klassische Plattendiggen, egal ob online oder direkt im Plattenladen. Das Gefühl etwas Neues zu entdecken ist einfach unvergleichlich und löst auch nach Jahren des Diggens immer noch Euphorie in mir aus.


Für die Produzenten da draußen, die ihre Demos per E-Mail einsenden, welche Tipps würdest du ihnen geben, wenn sie ihre Tracks schicken?


Bitte schickt nicht einfach nur nen Link. Erzählt, wer ihr seid. Lasst uns kennenlernen. Allgemein release ich am liebsten mit Leuten, mit denen ich eh cool bin und die ich persönlich schon etwas kenne, auch wenn es nur online ist. Ansonsten muss ich es einfach fühlen. Ich kann nichts veröffentlichen, wo ich nicht 100 Prozent dahinter stehe. Und manchmal geht auch ne Mail unter oder ich verpeile, es zurück zu schreiben. Also, wenn ihr es wirklich ernst meint, geht mir ruhig auf die Nerven – haha.

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