„Jamel rockt den Förster“ ist weit mehr als ein Musikfestival. Es ist eine kämpferische Manifestation von Demokratie, Toleranz und kultureller Vielfalt in einem Landstrich, der leider immer wieder durch rechtsradikale Strömungen in den Schlagzeilen auftaucht. Das Festival, das 2007 von Birgit und Horst Lohmeyer ins Leben gerufen wurde, steht seit seiner ersten Ausgabe als starkes Zeichen gegen Rechtsextremismus. Inmitten von Jamel, einer kleinen Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern, wo Neonazis versuchten, das gesellschaftliche Klima zu dominieren, war es und bleibt es ein Aufbegehren gegen Hass und Intoleranz.

Doch nun sieht sich das Festival mit einer unerwarteten Herausforderung konfrontiert. Die Gemeinde Gägelow, in deren Hoheitsgebiet das Festival stattfindet, plant, erstmals eine Nutzungsgebühr für das Gelände zu erheben. Bürgermeisterin Christina Wandel, die der Wählergemeinschaft „Wir für Gägelow“ angehört, begründet diesen Vorstoß mit der angespannten Haushaltslage der Gemeinde. Die Gebühr, die auf etwa 10.500 Euro für das gesamte Festival ansteigen könnte, sorgt für Empörung bei den Organisatoren und könnte, wenn sie nicht zurückgenommen wird, das Fortbestehen des Festivals in seiner jetzigen Form gefährden.

Das Festival als Kulturmanifest

„Jamel rockt den Förster“ ist längst zu einer überregionalen Institution geworden. Als eines der wenigen Festivals, das sich offen und lautstark gegen den wachsenden Rechtsextremismus in Deutschland positioniert, hat es sich einen Ruf weit über die Grenzen Mecklenburg-Vorpommerns hinaus erarbeitet. In einer Region, in der Neonazis versuchten, sich einzunisten, stellte das Festival ein unglaubliches Symbol der Hoffnung und des Widerstands dar.

Von Anfang an war es für Birgit und Horst Lohmeyer eine politische und kulturelle Mission. Auf dem Festivalgelände treten Künstler wie „Die Ärzte“, „Die Fantastischen Vier“ und Herbert Grönemeyer auf – und das ohne Gage. Für diese Musiker geht es um mehr als um Musik: Es geht um den kulturellen Widerstand gegen eine Gruppe, die versucht, die Gesellschaft zu unterwandern. Durch ihre Unterstützung bringen sie der Gemeinde nicht nur musikalische Unterhaltung, sondern vor allem ein starkes Zeichen gegen rechtsradikale Ideologien.

Demokratie und Toleranz in einem Landstrich der Spaltung

Dass das Festival in Jamel stattfindet, einem Ort, in dem Rechtsextreme versuchten, die politische Kultur zu dominieren, macht das Event zu einem außergewöhnlichen Akt der Widerstandskraft. Jamel ist keine Stadt wie jede andere. Es ist ein Symbol für die Herausforderungen, mit denen viele ländliche Regionen in Deutschland konfrontiert sind, wenn es um den Kampf gegen Rechtsextremismus und Intoleranz geht. Seit Jahren wurde die Gemeinde von Neonazis instrumentalisiert.

„Jamel rockt den Förster“ wurde zu einer Antwort auf diese Bedrohung. Das Festival schuf einen Raum, in dem Demokratie und Toleranz sichtbar und erlebbar wurden. In diesem Raum fanden Menschen zusammen, die sich nicht durch politische Zugehörigkeit oder Herkunft definierten, sondern durch ein gemeinsames Anliegen: den Kampf für ein weltoffenes, vielfältiges und respektvolles Miteinander.

Der finanzielle Streit: Eine unausgewogene Belastung?

Die Diskussion über die Nutzungsgebühr für das Festivalgelände bringt eine neue Dimension in die Debatte um das Festival. Bürgermeisterin Wandel verweist auf die schwierige Haushaltslage der Gemeinde als Grund für die Einführung der Gebühr. Dabei wird die Höhe der Gebühr immer wieder hinterfragt: Für eine Fläche, die für einen Monat genutzt wird, soll der Betrag auf rund 10.500 Euro steigen. Zum Vergleich: Die Gemeinde verlangt für die ganzjährige Verpachtung einer kleineren Fläche nur 60 Euro.

Der hohe Betrag steht in keinem Verhältnis zu den finanziellen Mitteln, die das Festival im Vergleich zu kommerziellen Veranstaltungen aufbringt. „Jamel rockt den Förster“ ist ein gemeinnütziges Festival, das nicht auf kommerziellen Gewinn ausgerichtet ist. Alle Einnahmen fließen in die Organisation des Events und in die Unterstützung von Projekten, die der Förderung von Demokratie und Toleranz dienen. Für die Veranstalter ist die Gebühr daher nicht nur eine finanzielle Belastung, sondern auch ein Symbol für die zunehmende Entfremdung zwischen der Politik und den zivilgesellschaftlichen Bewegungen.

Das politische Risiko: Was steckt hinter der Gebühr?

Die Einführung der Gebühr könnte weitreichende politische Folgen haben. In einer Region, die bereits von politischen Spannungen geprägt ist, könnte der Schritt der Gemeinde als Zeichen für eine fehlende Unterstützung von Bürgerinitiativen und zivilgesellschaftlichem Engagement interpretiert werden. Statt das Festival als kulturelles und politisches Symbol zu stärken, könnte es als Belastung angesehen werden, was den Dialog zwischen der Kommune und der Zivilgesellschaft erschweren würde.

Besonders brisant ist die Tatsache, dass die Gemeinde zuvor ein Verkaufsangebot für das Festivalgelände abgelehnt hat, das etwa 80.000 Euro eingebracht hätte. Diese Ablehnung könnte als ein Versuch gewertet werden, sich aus der Verantwortung für die Festivalorganisation zu ziehen, ohne die langfristigen Auswirkungen auf die Gemeinschaft zu berücksichtigen.

Fazit: Ein Festival im Zeichen des Widerstands

„Jamel rockt den Förster“ ist mehr als ein Musikfestival. Es ist ein politisches Statement, ein kulturelles Ereignis und ein Symbol des Widerstandes gegen Rechtsextremismus. Die Debatte über die Nutzungsgebühr für das Festivalgelände wirft die Frage auf, wie viel Unterstützung zivilgesellschaftliche Initiativen in Zeiten politischer und finanzieller Engpässe noch erwarten können. Sollte die Gebühr tatsächlich eingeführt werden, könnte dies nicht nur das Fortbestehen des Festivals in seiner jetzigen Form gefährden, sondern auch die Frage aufwerfen, wie Gemeinden mit den Bürgern umgehen, die aktiv für Demokratie und Toleranz eintreten.

Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen der Gemeinde Gägelow erkennen, dass das Festival weit mehr ist als eine Veranstaltung, die Flächen beansprucht. Es ist eine lebendige Erinnerung daran, dass Demokratie und Toleranz nicht nur in großen Städten, sondern auch in den abgelegensten Ecken unseres Landes verteidigt werden müssen. Und das sollte nicht nur finanziell unterstützt, sondern auch in seiner Bedeutung anerkannt werden.