Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Forschungsnetzwerks Digitale Kultur vom 11. Februar 2025 hat die ungleiche Verteilung der Einnahmen im Musikstreaming-Markt aufgedeckt. Demnach fließen 75 % der gesamten Streaming-Einnahmen an lediglich 0,1 % der Künstler:innen. Diese Diskrepanz wirft Fragen zur Fairness und Transparenz der Vergütungsmodelle von Plattformen wie Spotify auf.
Ungleichheit im Musikstreaming
Die Studie zeigt, dass die Mehrheit der Musikschaffenden kaum von den Einnahmen der Streaming-Dienste profitiert. Erschreckende 68 % der befragten Künstler:innen gaben an, im Jahr 2023 weniger als einen Euro durch Streaming verdient zu haben. Diese Zahlen verdeutlichen die enorme Kluft zwischen einer kleinen Elite von Top-Acts und der breiten Masse der Künstler:innen.
Die Gründe für diese Ungleichheit sind vielfältig. Zum einen basiert das derzeitige Vergütungsmodell auf einem sogenannten „Pooling-System“. Dabei werden die gesamten Einnahmen eines Streaming-Dienstes gesammelt und entsprechend der Gesamtanzahl der Streams verteilt. Dies begünstigt Künstler:innen mit hohen Streaming-Zahlen, während weniger bekannte Musiker:innen kaum profitieren.
Vergleich mit der GEMA
Die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) vertritt in Deutschland die Rechte von über 85.000 Mitgliedern, darunter Komponist:innen, Textdichter:innen und Musikverlage. Auch hier gibt es Diskussionen über die Verteilung der Einnahmen. Eine von der GEMA in Auftrag gegebene Studie beleuchtete die Einnahmen im deutschen Musikstreaming-Markt und bestätigte die Tendenz, dass ein Großteil der Einnahmen an wenige Top-Künstler:innen fließt.
Die Verteilung der Einnahmen bei der GEMA erfolgt nach einem komplexen Punktesystem, das verschiedene Faktoren wie die Art der Nutzung und die Popularität eines Werkes berücksichtigt. Kritiker bemängeln, dass dieses System intransparent sei und etablierte Künstler:innen bevorzuge. Zudem wird angemerkt, dass die GEMA in einigen Bereichen gezielte Umverteilungen vornimmt, beispielsweise durch unterschiedliche Abrechnungen für ernste Musik und Unterhaltungsmusik.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Sowohl bei Spotify als auch bei der GEMA zeigt sich eine Konzentration der Einnahmen bei einer kleinen Gruppe von Künstler:innen. Während bei Spotify das „Pooling-System“ für die ungleiche Verteilung verantwortlich ist, basiert die GEMA-Vergütung auf einem Punktesystem, das ebenfalls Kritik hinsichtlich Transparenz und Fairness auf sich zieht.
Ein wesentlicher Unterschied liegt jedoch in der Struktur und Funktion der beiden Organisationen. Spotify ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das als Plattform für das Streaming von Musik dient. Die GEMA hingegen ist eine Verwertungsgesellschaft, die die Rechte ihrer Mitglieder vertritt und Lizenzgebühren für die Nutzung von Musikwerken einzieht. Während Spotify direkt mit den Konsument:innen interagiert, agiert die GEMA als Vermittler zwischen Urheber:innen und Nutzer:innen von Musik.
Forderungen nach Reformen
Angesichts der ungleichen Verteilung der Einnahmen im Musikstreaming gibt es vermehrt Forderungen nach Reformen. Ein vorgeschlagenes Modell ist das „User-Centric Payment System“ (UCPS). Bei diesem Ansatz werden die Abonnementgebühren der Nutzer:innen direkt an die von ihnen gehörten Künstler:innen verteilt, anstatt in einen allgemeinen Pool zu fließen. Dies könnte insbesondere unabhängigen und weniger bekannten Künstler:innen zugutekommen.
Auch innerhalb der GEMA gibt es Bestrebungen, die Verteilungsgerechtigkeit zu verbessern. Auf der Mitgliederversammlung wurde ein 11-Punkte-Plan beschlossen, der unter anderem eine stärkere Berücksichtigung von Streaming-Einnahmen und eine Anpassung des Verteilungsplans vorsieht. Ziel ist es, die Transparenz zu erhöhen und eine fairere Vergütung für alle Mitglieder zu gewährleisten.
Fazit
Die aktuelle Diskussion über die Verteilung der Einnahmen im Musikstreaming zeigt deutlich, dass sowohl bei Plattformen wie Spotify als auch bei Verwertungsgesellschaften wie der GEMA Handlungsbedarf besteht. Die bestehenden Vergütungsmodelle begünstigen eine kleine Elite von Künstler:innen, während die Mehrheit der Musikschaffenden kaum von ihren kreativen Leistungen leben kann. Es bedarf daher transparenterer und gerechterer Systeme, die die Vielfalt der Musikkultur fördern und allen Künstler:innen eine angemessene Vergütung ermöglichen.