Ich habe das Gefühl, Gen Z (Jahrgänge von 1995 bis 2010) wird immer in den Medien mit blöden Frisuren, moppelig oder als Jungs mit lackierten Nägeln abgebildet und so stigmatisiert. Medien nutzen oft diese klischeehafte Bildsprache, wenn sie über Gen Z berichten. Entweder es sind pastellfarbene Haare, Crop Tops und lackierte Nägel oder ein überzeichneter „chronisch online“ Look. Das reduziert eine ganze Generation auf ein paar visuelle Marker, die gerade im Trend sind.
Witzigerweise gab es das Gleiche gab’s früher auch mit Millennials: Avocado-Toast, Hipster-Bärte und MacBooks in Cafés. Es ist, als ob jede Generation eine Karikatur von sich selbst bekommt.
Ob das nun absichtlich gemacht wird, um sie lächerlich zu machen oder einfach nur Faulheit in der Bildauswahl ist.. ich vermute durchaus schnöde Absicht dahinter. Diese Stereotypen sind oft nicht zufällig, sondern Teil einer größeren Erzählung: Gen Z als verweichlichte, überempfindliche, individualistische „TikTok-Kids“, die nichts aushalten und sich nur mit sich selbst beschäftigen. Das wird dann mit Bildern von „merkwürdigen“ Frisuren oder „unmännlichen“ Jungs untermalt, damit das Publikum – vor allem Ältere – es direkt als albern oder fremd empfindet.
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Das Muster ist immer das Gleiche: Jede neue Generation wird erst belächelt, dann kritisiert und dann irgendwann von der nächsten verdrängt. Gerade weil Gen Z vieles infrage stellt (Arbeit, Konsum, Gender, Politik), ist es für viele Medien auch einfacher, sie durch Äußerlichkeiten zu diskreditieren, statt sich mit den eigentlichen Themen auseinanderzusetzen.
Man bekommt den Eindruck dass viele ältere Generationen Angst vor ihrem Einfluss haben. Bestes Beispiel: In der Techno-Szene werden sie als Tik Tok-Raver markiert. Tanith schrieb dazu:
… weil sich manche ältere DJs wiederum schlecht gegenüber jüngeren Generationen benehmen. Sie verdammen alles mit Bausch und Bogen, weil sie damals authentischer und echter gewesen sein wollen. Das ist Blödsinn! Die Jungen machen ihr Business, und das ist okay – auch wenn ich es albern finde, wenn alle nur noch in Lederharnischen rumrennen.
„TikTok-Raver“ ist die neue Schublade für alles, was älteren Szenegängern nicht passt. Dabei ist das ja auch nur ein weiteres Kapitel in der ewigen „Früher war alles echter“-Debatte. In den 90ern waren es die „Mode-Raver“, in den 2000ern die „Electro-Clowns“, und jetzt sind es eben Leute, die ihre Tänze auf TikTok posten oder sich anders stylen. Was dabei vergessen wird: Subkulturen haben sich schon immer verändert. Techno war mal der absolute Gegenentwurf zum Mainstream – jetzt ist er längst Teil davon. Aber die Angst vor „Kommerzialisierung“ oder „Verweichlichung“ wird dann auf eine jüngere Generation projiziert, anstatt die größeren Entwicklungen in der Szene zu hinterfragen.
Diese„TikTok-Raver“-Nummer kann man also auch als eine Art Gatekeeping ist, um junge Leute rauszuhalten. Die Boomer- und Ü40-Berghainszene fühlt sich plötzlich bedroht, weil da eine neue Welle kommt, die nicht nach den alten Codes spielt. Früher war’s halt „Underground, rough, ernst“, jetzt ist es bunter, spielerischer und digitaler. Die alte Garde sieht das als Entwertung, weil es nicht mehr nur um „echtes Durchhalten“ und „authentisches Leiden“ geht. Aber das ist halt der Lauf der Dinge. Techno war nie statisch – die ersten Raver in den 90ern wurden ja auch von den 80er-House-Heads als albern belächelt. Und jetzt? Jetzt sind die „echten“ Raver von damals die Gatekeeper, die sich über „neue Touris“ und „TikTok-Kids“ aufregen, während sie selbst von Touri-Clubs leben.
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Die nächste Evolutionsstufe von Techno könnte wieder was Radikales werden, oder bleibt’s jetzt im Safe-Space-Party-Modus hängen? Techno ist ja längst Mainstream, also müsste die nächste Stufe entweder radikal anders sein – oder sich noch tiefer in die Kommerzialisierung bohren. Ich sehe drei mögliche Wege:
Post-Techno & Hyperdigitalisierung:
Alles wird noch schneller, noch aggressiver, noch absurder. AI-generierte Sounds, extreme BPM-Zahlen (gab’s ja schon mit Hard Techno), Clubs als Streaming-Locations, VR-Raves, vielleicht sogar interaktive DJ-Sets, wo das Publikum per App den Track beeinflusst. Das wäre der logische Schritt nach TikTok-Ravern: Techno als Echtzeit-Algorithmus. Und irgendwie werde ich dabei nostalgisch und denke an William Ford Gibson, den Pionier des Science-Fiction-Subgenres Cyberpunk und Neuromancer.
Back to the Roots – radikaler Underground:
Weil Techno so kommerziell ist, könnte die Gegenbewegung super-exklusiv und anti-digital werden. Handverlesene, geheime Raves mit Null Social Media, vielleicht sogar Vinyl-only-DJs, ultra-dunkle, minimalistische Sounds. Eine Art „Techno-Tempel“, in dem nur noch die Hardcore-Fans reinkommen – totale Abgrenzung von allem Digitalen. Das klingt ein bisschen nach den frühen 90ern in Berlin oder der wild wuchernden Open Air Szene in den 2010ern, nur fehlen dafür letztlich die Locations. Lost Places finden sich irgendwann nur noch weit hinter Teltow. Und dort bleibt nur der Weg eines sich monetarisierenden Unternehmens, egal wie sehr man der Idee eines freien Hedonismus anhängt.
Techno als soziales Experiment:
Clubs als Safe Spaces, aber noch konsequenter. Raves, die nicht mehr nur um Musik, sondern um politische Themen kreisen. Clubs mit Awareness-Workshops, Drogenberatung direkt auf der Tanzfläche, vielleicht sogar neue Party-Konzepte wie „Silent Raves“ für neurodiverse Menschen oder experimentelle Soundreisen. Techno könnte mehr zu einer kulturellen Bewegung werden als nur ein Musikgenre.
Ich glaube, dass sich diese drei Wege eher überlappen werden. Es gibt die Hardcore-Nerds, die alles mit KI und VR füttern, die Retro-Puristen, die sich komplett abschotten, und dann die, die Techno als gesellschaftliches Statement nutzen.
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Mein Herz sagt mir, dass Techno wieder dreckiger und gefährlicher werden muss. Dieses ganze glattgebügelte „Experience“-Ding, wo Raves perfekt inszenierte Instagram-Momente sind, fühlt sich langsam ausgereizt an.
Ich denke, die nächste Welle wird sich gegen diese Hochglanz-Ästhetik auflehnen. Zurück zu illegalen Raves, schäbigen Off-Locations, vielleicht sogar DIY-Clubkultur, wo sich Leute wieder selbst Räume schaffen, statt sich in kuratierten Spaces mit Awareness-Konzept und Markenkooperationen zu bewegen. Weniger Regeln, mehr Wahnsinn.
Vielleicht auch ein Techno, der wieder gefährlich klingt – nicht nur „hart“, sondern verstörend, psychotisch, unberechenbar. So wie früher, als Techno nach Zukunft klang und nicht nach Algorithmus-gerechter BPM-Formel.
Klar, die Kommerz-Techno-Schiene wird weiterlaufen, aber die wirklich spannende Bewegung wird irgendwo in dunklen Kellern oder verlassenen Industriegebieten starten. Kein Branding, kein Hashtag, kein Handy. Nur Musik und Chaos.
Das ist zumindest, was mein Herz hofft und was junge Leute eigentlich auch immer anstreben.