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In Berlin heißt es ganz oft auf großen Schildern mit lachenden Menschen und kleinen grünen Kugelbäumen, dass hier was ganz Tolles entsteht, das die Gegend aufwertet. Sechs Monate später erheben sich dort aus den Baustellen unbezahlbare Townhouses, seit neuestem gern auch mit massiver Mauereinfassung. Der Berliner steht davor und denkt wehmütig an planierte Clubs wie „R19“ oder „Rosis“. Ab und zu werden Gegenden aber wirklich aufgewertet, wie im Gewerbegebiet Pankow an der Storkower Straße. Frei nach Jurassic Park, hat das Leben auch hier einen Weg gefunden und aus dem Ei kroch das Mensch Meier.
Den Club gibt es eigentlich seit 2014. Wenn der Club mal offen war, wurde allerdings nur von der Storkower 121 geredet. #Legendenbildung. (Anmerkung der Red.: Damals gab es auch noch diverse Freiluftveranstaltungen vom Open Air to go Kollektiv hinter dem Arbeitsamt auf der anderen Seite der Straße. #farbeundunordnung.) Anfang 2015 war jedenfalls offiziell Eröffnung und der Laden hatte seinen alliterativen Namen. Der „Anomalie Art Club“ und die „Kirche von unten“ sind als Nachbarn direkt nebenan und so hat man hier eine kleine Oase mit Kunst, Punk, Restaurant, Techno und Open Airs.
Dieses unattraktive Stück Gewerbegebiet, das sonst nur Fressnapf und Arbeitsamt zu bieten hat, ist damit offiziell das letzte Quäntchen Clubkultur im einst so stolzen Prenzlauer Berg. Bestrebungen von Grundstückseigentümern, in diesem Gewerbegebiet Wohnungen zu bauen, hat das Bezirksamt bisher einen Riegel vorgeschoben. Hier mal schnell etwas Salz über die linke Schulter und dreimal schwarzer Kater.
Wenn man mit der Ringbahn (Landsberger Allee) hinfährt, so ist der Club auf der rechten Seite zu finden und ca. 10 Minuten Fußmarsch sind schon drin. Die bunte Fassade mit dem langen Schriftzug „Jetzt ist die Zukunft von gestern und was ist mit morgen“ lässt sich gut von der Straße erkennen. Im Sommer vielleicht mal genauer hinschauen, wegen der vielen Bäume davor. Organisiert wird der Club von den Leuten der „Räuberhöhle” des Fusion-Festivals und dem „Verein zur Förderung von kulturellem Tatendrang“. Ein Spendenaufruf 2014 reichte für den ersten Anlauf und so wurde Berlin wieder um einen Club reicher.
In der ehemaligen Lagerhalle gibt es drei Dancefloors. Es läuft Techno, Hip-Hop/Funk, Punk, Bass Music, Downtempo und Drum’n’Bass. „Die Halle, die mit sehr viel Holz und berlintypischer bunter Deko zugezimmert wurde, bietet dem geneigten Gast beim Eingang einen Innenhof mit Sitzgelegenheiten. Geht man rein, ist links ein größerer Floor, rechts eine Berliner Eckkneipe und ein kleiner Floor, der auch den Durchgang zum Garten bietet, einem länglichen Schlauch zum Chillen. Der ganze Club ist erfüllt von einem Grundrauschen, aus unzähligen Schichten von Tags auf Grafitti über Wandmalereien.
Außerhalb der Szene wurde das MM bekannt, als ein Zoll- und Polizeieinsatz eskalierte und zu Tumulten und mehreren Verletzten unter Besuchern und Polizisten führte. An jenem Tag fand in dem Club eine Soli-Party zur zivilen Seenotrettung statt. Wer aus Ostberlin kommt, und hier die frühen 90er mitgemacht hat, erinnert sich noch, wie Rechte oft Angriffe auf Locations starteten. Später kam raus, dass die Beamten sich zuerst nicht zu erkennen gaben, da war die Eskalation schon vorprogrammiert. Neben dem About Blank ist das MM sicher einer der Orte für politische Soli-Partys im Berliner Techno-Umfeld und sieht sich als Veranstaltungsort ohne Platz für Sexismus, Rassismus, LGBTQIA+*feindlichkeit und anderes diskriminierendes Verhalten. Sollte man nicht extra betonen müssen, aber geht mal in eine normale Mainstream-Disko. Die Palette an Soli-Partys reicht von Sea Watch, Fridays For Future bis zum Friedensfestival Ostfriesland. Oder es kommt mal ein Professor vorbei und teilt seine Gedanken zum Grundeinkommen. Langweilig wird es also nie.
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In Berlin it is often said on big signs with laughing people and green trees that something great is being created here that will enhance the area. Six months later, expensive townhouses are rising out of the construction sites. The Berliner is standing in front of it and thinks wistfully of levelled clubs like „Rosis“. Sometimes, areas are really upgraded, like in the industrial estate on Storkower Strasse. where a Club named Mensch Meier is located.
The club has actually been around since 2014, but when the club was open, people only talked about the Storkower 121. #Legendbuilding. At the beginning of 2015 was the official opening and the club had its alliterative name. The „Anomalie Art Club“ and the „Kirche von unten“ are as neighbours right next door and so you have a small oasis with art, punk, restaurant, techno and open airs.
This unattractive piece of industrial estate is the last bit of club culture in Prenzlauer Berg. Efforts by property owners to build apartments in this industrial estate have so far been halted by the district office.
If you take the Ringbahn (Landsberger Allee), you will find the club on the right hand side and about 10 minutes walk. The colourful facade with the long lettering „Jetzt ist die Zukunft von gestern und was ist mit morgen“ can be easily recognized from the street. In summer you might have a closer look, because of the many trees in front of it. The club is organized by the people of the „Räuberhöhle“ of the Fusion-Festival and the „Verein zur Förderung von kulturellem Tatendrang“. An appeal for donations in 2014 was enough for the first attempt and so Berlin was enriched by one club again.
There are three dance floors in the former warehouse. Techno, Hip-Hop/Funk, Punk, Bass Music, Downtempo and Drum’n’Bass are playing. „The hall, which was timbered with a lot of wood and colourful decoration typical for Berlin, offers the inclined guest an inner courtyard with seating at the entrance. If one goes inside, there is a larger floor on the left, a Berlin corner pub on the right and a small floor that also offers a passage to the garden, an elongated hose for chilling out. The whole club is filled with a background noise of countless layers of tags on graffiti over wall paintings.
The Mensch Meier became known outside the scene when a police operation escalated, causing riots and several injured among visitors and police officers. On that day, the club was the venue for a social party for civil sea rescue. Later it gets public that the officers did not reveal themselves at first, so the escalation was already pre-programmed.
Besides the About Blank, the Meier is certainly one of the places for political soli parties in the Berlin techno environment and sees itself as a venue with no room for sexism, racism, LGBTQIA+* hostility and other discriminatory behaviour. The palette of social parties ranges from Sea Watch, Fridays For Future to the peace festival Ostfriesland. So it never gets boring.